Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Bundeswehr - und dann?

Logo https://x-media-campus.pageflow.io/alumni

Landingpage

Für viele Alumni der Bundeswehr-Universitäten führt der Weg nach ihrer aktiven Dienstzeit in den zivilen Arbeitsmarkt. Master-Studierende des Studiengangs Management und Medien haben 14 von ihnen begleitet. In Multimedia-Porträts erzählen die Absolventen von Hürden, Erfolgserlebnissen und davon, was sich alles in ihrem Leben verändert hat.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten






Prof. Dr. Martin Elbe - Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Video öffnen

Zum Anfang

Markus Reimer

Der Zufallsorganisator

Markus Heudecker

Der Familienmensch

Philipp Höfer

Der Tausendsassa

Thomas Spangenberg

Der Unermüdliche

Laura Ballhausen

Die Fluglotsin

Robert-Maximilian Fankhänel

Der Macher

Wencke Sarrach

Die Powerfrau

Markus Holzke

Der Manager

Arsene Rouamba

Der Kadett aus Ouagadougou

Georg Haindl

Der Läufer

Alexander Lovinusz

Der Führungskräfteentwickler

Christoph Brunner

Der ehemalige Pilot

Thomas Meyer

Der Herausforderer

Zum Anfang

Toolbox

Vollbild
Was macht die Führung in der Bundeswehr aus? Welche Methoden gibt es?
Schließen
Zum Anfang
Führung im Militär: Truppen kommandieren, die richtigen Entscheidungen treffen, auch im Kontext von Tod und Verwundung, sowie auf dem Gefechtsfeld am Ende siegen: Mit dieser Herausforderung sehen sich Feldherren seit Alexander dem Großen konfrontiert – ebenso wie Führungskräfte moderner Streitkräfte. Führung im Militär ist ein intensiver und fortlaufender Lernprozess. Neben Großgerät und moderner Technik stehen vor allem die Soldatinnen und Soldaten im Zentrum der Führung.
Zum Anfang
Führen mit Auftrag: „Sage deinen Leuten niemals, wie sie eine Sache zu tun haben, sondern sage ihnen nur, was sie zu tun haben, und lass dich von ihrem Einfallsreichtum überraschen.“ - General George Patton

Militärische Führungskräfte delegieren Einzelaufgaben an nachfolgende Ebenen der Befehlskette und fokussieren sich in ihren Entscheidungen auf die Schwerpunkte. Dieses Verfahren erlaubt es, schneller und flexibler handeln zu können, erfordert jedoch einen hohen Ausbildungstand der Untergebenen und Vertrauen in sie.
Zum Anfang
Führen mit Vorbild:
Die Führenden leben selbst vor, was sie von ihren Untergebenen verlangen, auch wenn es unangenehm ist. Dadurch motivieren militärische Führungskräfte ihre Untergebenen und schaf-fen Vertrauen. So springen bei den Fallschirmjägern Offiziere/innen immer zuerst aus dem Flugzeug.
Zum Anfang
Entscheidungsfindungsprozess:
Führungskräfte treffen ihre Entscheidungen nicht einfach aus dem Bauch heraus, sie durchlaufen einen Prozess: Als erstes werten sie den Auftrag aus, den sie erfüllen sollen. Danach verschaffen sie sich einen Überblick über ihre eigene Lage und die ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte, die Feindkräfte, das umgebende Gelände und weitere Einflussfaktoren. Sie ermitteln, welche Handlungsoptionen sie haben, mit welchen Vor- und Nachteilen. Am Ende wägen sie ab, was am erfolgversprechendsten ist, und entscheiden. Dabei wird laufend geprüft, ob die Umstände es erfordern, Entscheidungen zu korrigieren.
Zum Anfang
Befehlskette:
Jedes Militär basiert auf Befehl und Gehorsam. Anweisungen werden von oben nach unten erteilt. Diesen Prozess nennt man Befehlskette. So wird aus einer generellen Anweisung ein verpflichtender Handgriff für den einzelnen Soldaten und die einzelne Soldatin. In Deutschland steht die Verteidigungsministerin oder der Verteidigungsminister an deren Spitze (nur im Verteidigungsfall die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler).
Zum Anfang

Vollbild






Professor Doktor Martin Elbe ist Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam. Davor war er Offizier der Bundeswehr und studierte dabei an der Universität der Bundeswehr München Wirtschafts- und Organisationswissenschaften sowie Soziologie und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben ihm gibt es Zehntausende andere ehemalige Soldaten, die nun in der freien Wirtschaft erfolgreich sind. Wie solche Karrieren verlaufen hat Elbe in einer Studie untersucht. Wir haben Elbe in Potsdam besucht und ihn einige Fragen zu seiner Studie gestellt.
Schließen
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen

Worum geht es in Ihrer Studie?

Was spricht für die Einstellung von ehemaligen Soldatinnen und Soldaten?

Von wie vielen Soldatinnen und Soldaten sprechen wir hier insgesamt?

Wie sehen die Karrieren anschließend aus?

Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang

Worum geht es in Ihrer Studie?

Was spricht für die Einstellung von ehemaligen Soldatinnen und Soldaten?

0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang

Wie sehen die Karrieren anschließend aus?

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang
Schließen
Vorher/Nacher Ansicht

Vorher/Nachher-Ansicht starten
Ehemalige Soldaten begegnen in der freien Wirtschaft oft Vorurteile. Unternehmen halten sie für „sehr korrekt, für sehr diszipliniert, organisatorisch begabt, führungsstark“ und andererseits für „weniger stark wirtschaftlich denkend, weniger kreativ, weniger innovationsorientiert“. Die Soldaten sehen das hingegen etwas anders
Zum Anfang

Textportrait
















Butterbrezen, eingeschlagen in Servietten, stehen sauber angeordnet auf einem kleinen Tisch. Rings herum weiße Regale voll mit Büchern und CDs. Die Musikalben alphabetisch sortiert – von AC/DC über Megadeth bis hin zu Udo Lindenberg. Im Regal steht ein großes Paket mit gelben Büchern mit dem Titel „Der Kugelfisch“. Schulterlange Haare umrahmen das freundliche Lächeln des Mannes am Tisch. Zu Hause, im ruhigen Edenstetten in Niederbayern, erzählt Dr. Markus Reimer, wie er seinen Weg als Alumnus der Universität der Bundeswehr in München bestritten hat, und wie aus vielen Zufällen am Ende eine Profession wurde.

Auf den ersten Blick lässt sich nicht direkt eine Verbindung zu einer militärischen Laufbahn erkennen. Doch genau damit beginnt Reimer, als er 1989 für den Grundwehrdienst eingezogen wird. Die Grundausbildung absolviert er mit vielen seiner alten Klassenkameraden. „Eigentlich wollte ich gar nicht zur Bundeswehr“, sagt Reimer. Doch der Militärdienst zieht ihn schließlich in den Bann – und er verpflichtet sich weiter als Offizier.











Zum Anfang

Vollbild
Auf den ersten Blick lässt sich nicht direkt eine Verbindung zu einer militärischen Laufbahn erkennen. Doch genau damit beginnt Reimer, als er 1989 für den Grundwehrdienst eingezogen wird. Die Grundausbildung absolviert er mit vielen seiner alten Klassenkameraden. „Eigentlich wollte ich gar nicht zur Bundeswehr“, sagt Reimer. Doch der Militärdienst zieht ihn schließlich in den Bann – und er verpflichtet sich weiter als Offizier.

Ein Jahrzehnt verbringt er in den Streitkräften und durchläuft alle damit verbundenen Stationen. Nach den ersten militärischen Verwendungen studiert er Sozialpädagogik in München und schließt das Studium 1997 mit Bestnoten ab. Im Anschluss ist Reimer Zugführer in einer Grundausbildungskompanie und begleitet schließlich die Kompanie als Kompaniechef. Als ein Vorgesetzter bei einer Besprechung einen der Offiziere auf einen unbeliebten Lehrgang zum Thema Controlling schicken will, meldet sich Reimer freiwillig. „Alle haben sich gewunden und jeder hat darauf gewartet, dass sich jemand erbarmt“, erzählt er und lächelt. „Da habe ich gesagt: Ich mach’s!“. Ohne zu wissen, welche Auswirkungen das auf seinen späteren Berufsweg haben wird, besucht er den Lehrgang, der sich als gar nicht so trocken herausstellt. Im Gegenteil:  Das Thema fasziniert ihn.

Im Jahr 2002 verlässt er die Bundeswehr und absolviert ein wirtschaftliches Fernstudium zum Diplom-Personalreferenten. Reimer ist jetzt Zivilist und steigt als Pädagogischer Mitarbeiter und Trainer bei der „Christlichen Arbeiter Hilfe“ im heimatnahem Cham ein. Es ist eine große Umstellung zur Bundeswehr. Besonders als man ihn, wie es der Zufall so will, mit einem großen Vorhaben zur Konzeption eines Integrations- und Qualifizierungsprojektes unter Beteiligung des Europäischen Sozialfonds (EFS) beauftragt. „Mensch, du kannst doch so gut mit Gesetzen und Texten“, erinnert sich Reimer. Doch das Arbeitspensum ist ein anderes, als es beim Militär gewohnt ist.„Um 16:00 Uhr habe ich während meiner Zeit bei der Bundeswehr schon über den Dienstschluss nachgedacht, im Zivilen geht es dann erst richtig los!“, sagt er.

Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Seine Zuneigung zur Universität ist dennoch geblieben. Schon beim Ausscheiden aus der Bundeswehr beginnt er mit seiner Promotion. Das Thema ist ein Zusammenschluss aus zwei Feldern, die er bereits durchlaufen hat: Pädagogik und Controlling.

Diese Zuneigung wird ihm aber durch neue spannende Aufgaben in seiner zivilen Karriere zunehmend zur Last. Nachdem er das Projekt in Cham erfolgreich abgeschlossen hat, begeistert er sich für das Thema Qualitätsmanagement. Seine angefangene Doktorarbeit rückt dadurch weiter in den Schatten. „Eines Sonntag dachte ich mir, jetzt muss ich die Arbeit endlich fertig machen“, sagt Reimer. Fünf Jahre nach Beginn der Arbeit schließt er seine Promotion im Jahr 2007 ab. Zeitgleich nimmt er erste Führungsaufgaben als Qualitätsmanagement-Beauftragter in der quin.akademie GmbH in Straubing wahr, einem Unternehmen für die Erwachsenenbildung.

Und wie kam es dazu, dass er zu einem erfolgreichen Grundsatzreferenten wurde? „Das war wieder so ein Zufall“, erzählt Reimer. Über eine ehemalige Teilnehmerin eines Qualitätsmanagement-Seminars bekommt er seine erste Anfrage. Er soll zu einem freien Thema vor einer Kundendelegation ihres Arbeitgebers sprechen. Denn Markus Reimer gilt inzwischen als charismatischer Redner. Dennoch ist es für ihn eine neue Aufgabe. Er willigt schließlich ein. „Das wird aber schon 1000 Euro kosten“, fügt er hinzu. Heute lacht er darüber. Denn inzwischen ist es ein Vielfaches.

Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Der Vortrag wird ein voller Erfolg. Reimer beginnt, sich als Marke zu verstehen, und baut dies mit Hilfe einer Marketingberatung weiter aus. Heute zählt er zu den
erfolgreichsten Key-Note-Speakern in den Themen Innovation, Agilität, Qualität und Wissen. Die „Passauer Neue Presse“ betitelte ihn als einen der besten Redner im deutschsprachigen Raum. Auch auf zahlreiche namhafte Referenzen von Industriegrößen wie Siemens, Daimler und Endress+Hauser kann Reimers inzwischen zurückblicken. Seine Themen hat er in seinem Buch „Der Kugelfisch – 24 Gewusst-Wie Business-Reflexionen“ zusammengefasst. Doch was hat ein Kugelfisch damit zu tun? „Ich finde den Fisch und seinen Namen einfach urkomisch“, sagt Reimer. Ein weiteres Buch ist auch schon in Planung. Als Key-Note-Speaker hat er die Möglichkeit, als Multiplikator zu wirken.

Wie geht es weiter für Markus Reimer? „Ich möchte den Stand halten“, sagt er und blickt zufrieden auf seine Bücher im Regal.
Schließen
Zum Anfang

Textportrait




















Wenn man Markus Heudecker auf der Arbeit sucht, dann findet man ihn nicht immer in seinem Büro, sondern auch mal in der KFZ-Halle unter einem Auto. Als Fachabteilungsleiter im Prüfwesen bei der Firma „DEKRA“ im Münchner Osten muss er zwar nicht mehr in der Werkstatt arbeiten, aber wenn es darum geht, seine Kollegen zu unterstützen, macht sich der 42-Jährige auch gerne mal die Hände schmutzig.

Der gebürtige Passauer absolvierte sein Studium als Offizier an der Universität der Bundeswehr in München. Mit einem Lächeln blickt er auf die damalige Zeit zurück: „Das Campusleben an der Universität der Bundeswehr in München hat mich beeindruckt“, sagt Heudecker. „Hier wurde Kameradschaft richtig gelebt. Das Zusammensein prägte mein Bild. Man hat mit seinen Kameraden am 23. Dezember abgegrillt und Anfang Januar direkt angegrillt.“

Heudecker kam 1997 als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr und entschied sich später für die Offizierslaufbahn. Wie sein Vater wurde Heudecker Berufssoldat, und das sogar in der gleichen Kaserne. Seine Entscheidung für eine militärische Karriere habe dieser Umstand allerdings nicht beeinflusst. Heudecker wollte sich beweisen und tat dies auch in den folgenden Jahren. Trotz einiger Rückschläge absolvierte er erfolgreich das Maschinenbaustudium. „Der Drittversuch in Mathe war schon eine der schlimmsten Erinnerungen an die Zeit“, erzählt Heudecker. Auch die Entscheidung, Berufssoldat zu werden, fiel ihm nicht leicht. Soldat zu sein, war für ihn mehr als nur ein Beruf. Doch seine Frau wünschte sich, dass das ständige Versetzen ein Ende hat. Heudecker stand im Spagat zwischen Familie mit Frau und zwei Kindern und seinem soldatischen Alltag. Beides war nur schwer zu stemmen.

Als er zufällig seinen damaligen Betreuer der Diplomarbeit in einem Sportgeschäft traf, änderte sich für ihn alles. Dieser bot ihm eine Stelle in einem Ingenieurbüro an. Heudecker willigte ein. Diese Entscheidung besiegelte sein Ende bei der Bundeswehr.
Zum Anfang

Vollbild
Doch für die Firma war ein ehemaliger Offizier und Soldat etwas völlig Neues. Auch Heudecker war durch die vielen Jahre beim Militär geprägt, er hatte seinen Führungsstil gelernt und wollte diesen pflegen. Er ging mit seinen Kollegen loyal um, doch trotzdem fehlte ihm etwas. „Ich traf hier auf unterschiedliche Führungsstile, ebenso war es eher ein unpersönliches Miteinander“, sagt er.

Der ehemalige Offizier hatte über Jahre seine Soldaten im In- und Ausland erfolgreich geführt. In einem Unternehmen in der freien Marktwirtschaft war er jedoch nichts weiter als ein neuer Mitarbeiter. Die Dienstgrade, die ihm vorher auf die Schulter gegeben worden waren, gab es hier nicht mehr. Heudecker fühlte sich, als trete er auf der Stelle. „Ich konnte mich nicht komplett als Ingenieur entfalten. Ich wusste nicht, wie zufrieden der Vorgesetze ist“, so Heudecker. „Bei der Bundeswehr gab es immer eine Beurteilung, hier aber nicht.“

In den deutschen Streitkräften ist es üblich, dass ein Soldat in einem bestimmten Zeitintervall von seinem Vorgesetzten eine Beurteilung der individuellen Leistung erhält. Dadurch wusste Heudecker stets, in welchen Tätigkeitsfeldern er positiv glänzte, oder wo er sich hätte verbessern sollen.

Unzufrieden verließ er als Konsequenz das Unternehmen. Ein Rückschlag für den ehemaligen Soldaten, aber auch eine gute Erfahrung: “Man hat Menschen kennengelernt. Die Verortung: Bei der Bundeswehr war ich ein ‚toller Hecht‘, Hauptmann und Kompaniechef, im Zivilen erstmal nichts und man muss sich hier beweisen“, so Heudecker.

Weil sein Schwiegervater eine Werkstatt hatte, kam Heudecker an einen Kontakt bei der Firma DEKRA, wo er wenig später anfing zu arbeiten. Inzwischen ist er für die Bereiche Hauptuntersuchungen und Unfallanalytik zuständig. „Mir gefällt es, dass ich hier Menschen führen und motivieren kann. Es wird von einem gefordert, dass das Sprichwort ‚Führen mit Vorbild‘ gelebt wird“, so Heudecker. Ob es hier zu Konflikten zwischen den Führungsstilen kommt? „Kaum welche – jeder weiß, was er zu tun hat. Fleiß lohnt sich. Jeder kann sich weiter ausbilden lassen, wenn er sich beweist. Und wenn etwas ist, dann ist die Tür des Chefs für jeden offen.“

Bei der Firma DEKRA wird die Führungsqualität ehemaliger Offiziere geschätzt. Und Heudecker ist nicht der einzige davon. Auch viele seiner Kollegen haben eine Offiziers-Laufbahn hinter sich. Jetzt arbeiten sie alle zusammen, im Team – und sind mit Heudeckers Führungsstil sehr zufrieden.

Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Themen und Probleme werden direkt angesprochen, private Angelegenheiten können geklärt werden, und auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

Doch auch in seiner neuen Position ist das Arbeitspensum immens. Momentan ist er sogar auch räumlich von seiner Familie getrennt. „Meine Frau kennt es von der Bundeswehr. Man ist im Spagat - zuhause ist aber Qualitätszeit“, so Heudecker. „Meine Frau ist eine wahnsinnige Stütze, das kann man gar nicht genug schätzen. Ich kann mich zu 100 Prozent auf sie verlassen.“ Einen faden Beigeschmack hat diese Trennung für den zweifachen Vaterjedoch, denn die Sehnsucht nach der Familie ist groß. Zur Ablenkung geht Heudecker regelmäßig auf den Golfplatz. „Golf hat mich richtig gepackt. Man spielt gegen sich selbst und muss auch mit Frustration leben. Es ist wie im Leben: Es gibt nicht immer eine Gerade, es kommt auch mal eine Kurve.“

Auch nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr pflegt Heudecker die Kontakte zu seinen alten Kameraden weiter. Besonders der Bergsport ist für den ehemaligen Gebirgsjäger eine Leidenschaft. Und so kann es schon mal kommen, dass er sogar zu Silvester mit seinen damaligen Kameraden auf eine Skitour geht. Als Reservist hat sich Heudecker zumindest ein bisschen Soldatentum bewahrt. „Vielleicht werde ich ja bald auch Oberstleutnant der Reserve. Die Gebirgsjäger sind wie eine Familie.“ Dennoch hält er es für wichtig, dass jeder den Schritt aus der Bundeswehr wagt. Was er den jungen Kameraden mit auf den Weg geben könne? „Die Bundeswehr unterstützt einen erheblich dabei. Man muss trotzdem den Ball flach halten, authentisch wirken, sich beweisen und anfangs mehr horchen als senden.“


Schließen
Zum Anfang

Textportrait
















Philipp Höfers Karriere wäre beinahe zu Ende gewesen, bevor sie richtig begonnen hat. Erinnert sich der Professor heute daran zurück, muss er schmunzeln: Das Personalamt der Bundeswehr, so erzählt er, riet ihm vor seinem Studium noch davon ab, Luft- und Raumfahrttechnik (LRT) zu studieren. Die Begründung: Weil er das Schulfach „Physik“ abgewählt hatte, erfülle er nicht die notwendigen Voraussetzungen. Doch der gebürtige Lipper setzte sich durch und auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wurde sein Studienwunsch doch berücksichtigt. Drei Jahre später erlangte Höfer sein Diplom mit der Abschlussnote 1,07 – dem bis dahin besten Abschluss im Studiengang LRT.

Seit 2019 hat er die Leitung des Instituts für Leichtbau an der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München inne. Mit Blick auf diese Leistung könnte man meinen, dass Höfer schon immer eine große Begeisterung für dieses Thema hatte – doch weit gefehlt: „Ich war nicht von Anfang an LRT-begeistert, ich bin da reingewachsen“, sagt der 40-Jährige. „Die Begeisterung für das Thema kam mit dem Studium.“

Bereits während seiner Schulzeit wusste er, dass er etwas Technisches machen möchte, ging aber damals noch davon aus, später einmal Biotechnik zu studieren. Doch wie kam es dazu, dass er sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entschied? „Das ist gar nicht so leicht zu sagen“, sagt er und denkt kurz nach. „Zum einen kam der erste Kontakt zur Bundeswehr über einen Freund in der Schule, zum anderen hatte ich auch die Motivation, etwas Gutes bewirken zu können und einen Beitrag zu leisten.“

Die Kombination aus dem militärischen Werdegang und einer akademischen Ausbildung sieht er bis heute als „interessantes Gesamtpaket“.   Angesprochen auf seinen bisherigen Karriereweg antwortet Höfer: „Das hätte ich mir nie vorstellen können!“ Doch ehe er in leitender Funktion zum wiederholten Male an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte und nun seinem Wunschberuf nachgehen kann, musste er einen langen Weg zurücklegen.

Dieser begann 1999 mit seiner Einberufung als Zeitsoldat. Er absolvierte danach an der Universität der Bundeswehr, seiner jetzigen Arbeitsstätte, den längsten Ausbildungsabschnitt in seiner militärischen Laufbahn. Und den anstrengendsten. Denn das Arbeitspensum ist enorm. „Es war keine Zeit, nach links und rechts zu schauen“, sagt Höfer. In den ersten vier Trimestern hatte er pro Woche 40 Vorlesungsstunden. Im Anschluss musste er weitere Zeit für das Lernen aufbringen. Als er gute Noten erzielte, machte er sich selbst „automatisch Druck, weiter zu liefern“. Doch die viele Arbeit zahlte sich aus, und er erzielte einen hervorragenden Abschluss im Studiengang „Luft- und Raumfahrttechnik“.

Nach seinem Studium arbeitete der gebürtige Westfale als Technischer Offizier bei der Luftwaffe und landete so noch während seiner militärischen Karriere erneut an der Bundeswehr-Universität.

Dort war er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter-Offizier am Institut für Mechanik tätig und promovierte mit 30 Jahren zum Doktor der Ingenieurwissenschaften. Im Laufe seiner Zeit bei der Bundeswehr war Höfer bei vielen Projekten mit der zivilen Luftfahrtindustrie dabei, arbeitete an der Wartung des Kampfflugzeugs „Eurofighter“ und wechselte nach dem Ende seiner Dienstzeit zu Airbus nach Donauwörth. Dort war er am „spannendsten Projekt“ seiner bisherigen beruflichen Laufbahn beteiligt: Mit einem deutsch-französischen Team arbeitete er an einem Entwicklungsprojekt für den Hubschrauber X6, was „technisch wahnsinnig spannend“ war. Spricht Höfer erst einmal über diese technischen Aspekte, spürt man schnell seine Begeisterung, denn besonders interessant an seinem Beruf findet er, „die Welt der Theorie und Praxis in Einklang zu bringen“. Zum Ausgleich geht Höfer laufen. Dies ist aber nur unregelmäßig möglich – abhängig von seiner Arbeitsbelastung.



Zum Anfang

Vollbild
"Ich bin da, wo ich hingehöre"


Zum dritten Mal gelangte Höfer dann im Jahr 2016 an die Bundeswehr- Universität – ein Jahr, das rückblickend „das herausforderndste“ für ihn war: So war er Teil des Teams, das den damals neugegründeten Studiengang „Aeronautical Engineering“ aufbaute. Nebenbei organisierte er als Bauleiter in Eigenregie den Hausbau für seine Familie im Norden Münchens. 

Vor allem seine Frau Stefanie ist froh, dass die Familie mittlerweile in Ismaning sesshaft geworden ist, da sie die häufigen Umzüge (sechs in neun Jahren) als „nervig“ empfand, denn diese seien „immer mit Stress verbunden gewesen“. Höfer und seine Frau haben fünf Kinder im Alter von drei bis neun Jahren. Diese besuchten zuvor in Donauwörth und Augsburg, wo Höfer zwischenzeitlich gearbeitet hatte, einen Waldkindergarten. Höfer und seine Frau „fanden das Konzept super“, da ihre Kinder die meisten Aktivitäten außerhalb fester Gebäude unternahmen. Da es in Ismaning aber noch kein vergleichbares Angebot gab, kümmerte sich Höfer um die Gründung eines Waldkindergartens in seinem Wohnort, was mit zahlreichen Stunden Organisationsarbeit verbunden war. Dazu zählten etwa Absprachen mit der Gemeinde oder die Suche nach geeignetem Personal. Auf der einen Seite die Rolle des Ehemanns und Vaters von fünf Kindern, auf der anderen Seite die anspruchsvolle Tätigkeit im Institut. „Es ist eine große Herausforderung, diesen Spagat hinzubekommen“, sagt Höfer. „Man denkt sich, man wird dem ein oder anderen nicht gerecht.“ 

Besucht man Höfer in seinem Büro, kommt es auch schon einmal vor, dass er sich gerade wichtigeren Dingen als seiner Arbeit widmet: Dann telefoniert er nämlich mit seiner Frau und seinen Kindern. Da passt es ins Bild, dass es sein persönliches Ziel ist, Beruf und Familie besser in Einklang zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, denn seine Arbeit als Institutsleiter fordert ihn sehr. So hat er sich vorgenommen, „eine Prägung zu hinterlassen“, um eine anerkannte Persönlichkeit in seinem Forschungsgebiet zu werden. Dies ist der Grund, weshalb sich der Technikbegeisterte inhaltlich noch nicht am Ziel sieht. Was seine Arbeit an der Bundeswehr- Universität in München angeht, ist sich der 40-Jährige aber sicher: „Ich bin da, wo ich hingehöre!“

Schließen
Zum Anfang

Welche ist die schönste Erinnerung an die Zeit an der Universität der Bundeswehr?

Was macht das Campus-Leben an der Universität der Bundeswehr aus?

Was würden Sie einem Studenten an der Universität der Bundeswehr mitgeben/empfehlen?

Welche Hürden gab es und wie haben sie diese gemeistert?

Wie würden Sie das Leben und die Kameradschaft an der Universität der Bundeswehr beschreiben?

Inwiefern hat Sie Ihre Zeit an der Bundeswehr-Uni geprägt?

Inwiefern hat Sie Ihre Zeit bei der Bundeswehr geprägt?

Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit bei der Bundeswehr mit (Welche Werte, Führungsstil etc.)?

Zum Anfang

Textportrait

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Der Junge aus Ouagadougou

Vollbild
Die außergewöhnliche Geschichte von Arsene Rouamba, der Burkina Faso verließ, um in Deutschland zu studieren – und Offizier zu werden

Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso und Lebensraum für rund 2,2 Millionen Menschen. Einer von ihnen ist Arsene Rouamba. Der aus der westafrikanischen Metropole stammende junge Mann ist zwar erst 28 Jahre alt, seine Geschichte aber so spannend, dass sie für ein ganzes Leben reicht.

Rouamba wächst in einem Einfamilienhaus in der Nähe des Stadtzentrums Ouagadougos auf – behütet, aber in bescheidenen Verhältnissen. „Wir waren nicht reich, aber auch nicht arm. Gefehlt hat es mir an nichts, und meine Kindheit habe ich in schöner Erinnerung.“

Schließen
Zum Anfang

Vollbild
„Ich war ziemlich ängstlich und voller Fragen.“

Die erste Wendung in seinem Leben erfährt er mit 13 Jahren. Am 1. September 2005 wird er aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen und auf eine Militärschule in Ouagadougou geschickt. „Ich war ziemlich ängstlich und voller Fragen“, so Rouamba. Was in Deutschland undenkbar wäre, ist in Burkina Faso nicht unüblich. Auf Militärschulen und Akademien werden Jungen zu disziplinierten Männern herangezogen. Neben einer schulischen Ausbildung erhalten sie dort auch eine militärische. Für Rouamba eine harte Zeit. Dass die Militärschule in Ouagadougou einen exzellenten Ruf und ein besonders hohes Ansehen in der Gesellschaft hat, ist für ihn nur ein schwacher Trost. „Es war schlimmer, als ich es hätte erahnen können. Man konnte seine Eltern nur zweimal im Monat sehen. Aber das Gute am Kind sein ist, dass man noch anpassungsfähig ist, und die Ängste und Sorgen nach wenigen Wochen verschwunden waren“, erzählt er.  🔊  

„Das Leben war für mich geschmacklos.“

Nach fünf Monaten auf der Schule trifft den Dreizehnjährigen ein Schicksalsschlag: Sein geliebter Vater stirbt an den Folgen eines Unfalls. Er erfährt zunächst nichts, wird stattdessen in Begleitung des Schulleiters nach Hause gefahren. 🔊
 
Die Nachricht reißt Arsene den Boden unter den Füßen weg. „Das Leben war für mich geschmacklos. Von dem kleinen, aufgeschlossenen, turbulenten und lebensfrohen Kind war nicht mehr viel übrig“, erinnert sich Rouamba.“
🔊

Vor allem seine Kameraden und Freunde sind ihm in dieser schweren Zeit eine große Unterstützung. Er versucht, seine Trauer zu lindern, indem er sich in die Arbeit stürzt. Wie besessen paukt er für die Schule. Am Ende des ersten Schuljahres ist er der Beste seines Jahrgangs.🔊
 
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
In den Folgejahren wächst der Leistungsdruck auf die jungen Kadetten weiter an. Die schulischen Anforderungen sind hoch, und auch die militärischen Inhalte werden immer anspruchsvoller. Rouamba sieht darin jedoch kein Hindernis, sondern vielmehr einen Ansporn. Nach sieben Jahren auf der Militärschule besteht er das Abitur mit Bestnoten und bildet zusammen mit einem weiteren Kameraden die Leistungsspitze des gesamten Jahrgangs.„Rückwirkend war diese Militärschule für mich eine Achterbahn der Gefühle“, sagt er. „Trotz allem würde ich sie jederzeit wieder besuchen wollen.“

„Dieser Abend hat mein Leben verändert.“

Burkina Faso, Mitte Juni 2012. Arsene und einer seiner Kameraden sollen sich beim Kommandeur der Schule melden. „Wir waren verunsichert, dachten wir hätten einen Fehler gemacht“, so Rouamba. Doch statt Ärger gibt es für die beiden jungen Männer Lob – und ein besonderes Angebot: Aufgrund ihrer guten Leistungen wurden sie ausgewählt, nach Deutschland zu gehen, um dort die Ausbildung zum Offizier zu durchlaufen. Für ihn und seinen Kameraden eine besondere Ehre. Durch die internationale Kooperation mit der Bundeswehr gibt es ein militärisches Ausbildungshilfeprogramm mit Deutschland. Diese Möglichkeit bekommen in Burkina Faso nur die Besten. „Dieser Abend hat mein Leben verändert“, schwärmt Rouamba. 🔊
 Doch zuerst muss der junge Offiziersanwärter Deutsch lernen. Die Amtssprache in Burkina Faso ist Französisch, Deutsch hat er nie gelernt. Und viel Zeit bleibt ihm dafür nicht. Es ist Mitte Juni, und der Flieger nach Deutschland startet in weniger als fünf Monaten. „Um Deutsch zu lernen, wurden wir auf das Sprachinstitut unserer Armee geschickt. Von August bis November wurden uns die Grundkenntnisse beigebracht. Am Ende des Lehrgangs hatten wir die Stufe eins von drei erreicht.“🔊
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
„Studieren ist nicht so leicht wie ich anfangs dachte.“
In Deutschland angekommen, sind die Ausbildungsinhalte militärisch minutiös und bis ins Detail durchgeplant. Neben einer Vielzahl an Basislehrgängen beinhaltet der Weg zum Offizier auch ein vierjähriges Studium an einer der beiden Bundeswehruniversitäten in München oder Hamburg. Rouambas größter Wunsch ist es, Bauingenieurwesen zu studieren. Diesen Traum kann er sich erfüllen: Im Oktober 2015 wird er an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München eingeschrieben. „Studieren ist aber nicht so leicht, wie ich anfangs dachte. Es erfordert viel Disziplin, Fleiß und auch ein wenig Talent“, sagt Rouamba. 🔊

In dieser Zeit verbringt er viel Zeit am Schreibtisch. Gerade die Fachbegriffe sind es, die ihm Schwierigkeiten bereiten und ihn dazu zwingen, sich bis spät in die Nacht mit der Fachliteratur auseinanderzusetzen.🔊

Vier Jahre später, am 14. Dezember 2019, hat er es geschafft. Arsene Rouamba hält sein Masterzeugnis in der Hand. Doch für den inzwischen erwachsen gewordenen Jungen aus Ouagadougou steht es für viel mehr: besonders für einen langen, harten Weg. Eine Reise ins Ungewisse, verbunden mit vielen Entbehrungen und Heimweh. Aber auch für die Gewissheit, dass man mit Fleiß, Mut und einem unerschütterlichen Willen im Leben alles erreichen kann.

Nach Abschluss aller Folgelehrgänge wird Rouamba im nächsten Jahr Deutschland verlassen und wieder zurückkehren in seine Heimat. Was ihn dort erwartet, und wo er innerhalb des Militärs eingesetzt wird, ist momentan noch unklar. Eines ist für ihn aber jetzt schon sicher: Er wird auch diesmal seinen Weg gehen.
Schließen
Zum Anfang

Textportrait























Bereits als Teenager hat Thomas Spangenberg gelernt, wie er mit Gegenwind umgehen muss. Der Segelsport lehrte ihn, auch widrige Umstände zu nutzen, um voranzukommen. Von diesen Erfahrungen profitiert der 35-jährige Wirtschaftsingenieur bis heute.

Spangenberg wusste schon immer, wo es beruflich hingehen soll. Doch sein Weg bis zum Studium war oft nicht einfach. „Ich würde von mir behaupten, dass ich immer Gegenwind erfuhr und Steine in den Weg gelegt bekommen habe“, sagt der frühere Handwerker und Soldat. Umso größer ist seine Freude, als er im Dezember 2019 sein Bachelor-Zeugnis in den Händen hält. Endlich.

Schon 2005, als er mit 21 Jahren jüngster KFZ-Technik-Meister Deutschlands wurde, hatte Spangenberg eine genaue Vorstellung, wohin seine Reise gehen, aber nicht, welchen Pfad er dafür einschlagen sollte. „Ich habe mich jedoch immer von meiner linken und rechten Grenze führen lassen, wie man es im Militärischen zu sagen pflegt“, erzählt er. Nach der Meisterprüfung 2006 ging der Magdeburger zunächst nach Den Haag in die Niederlande, wo er bereits im Alter von 22 Jahren bei Mercedes-Benz Werkstattleiter wurde. Und somit Vorgesetzter von zwölf Arbeitnehmern.
Zum Anfang

Vollbild
Der lange Weg über die Bundeswehr

Die zwei Jahre im Ausland machten Spangenberg viel Spaß, aber er verfolgte seit Beginn seiner Karriere einen anderen Plan: Ein Studium bei der Bundeswehr und das Berufsziel Offizier standen ganz weit oben auf seiner Agenda. Doch damals reichte seine Fachhochschulreife dafür nicht aus.

Dank seines technischen und handwerklichen Wissens fand sich Spangenberg bei der Bundeswehr während seines Wehrdienstes schnell zurecht. Nach der Grundausbildung durchlief er in Fürstenfeldbruck bei München die Feldwebellaufbahn bei der Luftwaffe. Eingesetzt als Technischer Teamleiter arbeitete er in der Flugsicherheit und sammelte dort viele Jahre Führungserfahrung. Als Techniker des Kampfflugzeugs Tornado war Spangenberg ein ehrgeiziger Hauptfeldwebel und lernte viel über das Waffensystem. „Ich wurde sogar während meiner Dienstzeit bei der Bundeswehr nach Amerika versetzt. Dort konnte ich mit hoher personeller und materieller Verantwortung meiner gewonnenen Leidenschaft nachgehen“, erzählt er. „Mein Engagement wurde sehr gut belohnt. Ich konnte mehrmals im Jahr in den Urlaub fahren und verbrachte einen angenehmen Alltag neben den dienstlichen Verpflichtungen.“
Schließen
Zum Anfang

Vollbild





Doch die Zeit bei der Bundeswehr ist begrenzt, wenn man nicht Berufssoldat werden will. Bei Spangenberg kam es anders: Nach zwölf Jahren entschied er sich erneut für die Bundeswehr – dieses Mal jedoch als Zivilist. Am Weiterbildungsinstitut CASC der Universität der Bundeswehr München begann er ein Studium im Fach Wirtschaftsingenieurwesen. „Der Schritt ohne ein Vollabitur war groß.“ Trotzdem schloss er sein Bachelor-Studium mit der Note 1,3 ab. Offizier zu werden war da für Spangenberg schon längst kein Thema mehr. „Ich habe ja dann doch über die Bundeswehr studiert. Nur bin ich kein Offizier geworden.“
Schließen
Zum Anfang

Vollbild





Man muss an sich glauben
Inzwischen arbeitet der gelernte Schrauber und studierte Ingenieur in München als Teamleiter bei Altran, einem französischen Technologieberatungsunternehmen. Im Sommer 2021 will er seine Verlobte heiraten. „Mir geht es sehr gut!“, sagt Spangenberg. „Klar, ab und an ein paar Rückschläge und viele Aufgaben, aber mir geht es sehr gut.“ Seine Maxime lautet nach wie vor: „Niemals aufgeben. Immer an sich selber glauben. Auch wenn es beim ersten Anhieb nicht funktioniert, auf den zweiten wird es funktionieren.“ Egal, wie viel Gegenwind es gibt. Nach der Hochzeit will Spangenberg weiter an seiner Karriere arbeiten. Denn er hat bereits ein neues Ziel im Visier: den Masterabschluss.
Schließen
Zum Anfang

Textportrait

















Laufen ist für Georg Haindl die größte Leidenschaft. Er trainiert mehrmals in der Woche und legt pro Monat ungefähr 200 Kilometer zurück. Jeden Samstagmorgen läuft er seine Trainingsrunde entlang der Donau in der Nähe von Rettenbach bei Günzburg. Am liebsten dreht Haindl die Runde aber gemeinsam mit Freunden, um vom Alltagsstress Abstand zu nehmen. „Der Laufsport ist für mich ein sehr guter Ausgleich. Ich genieße das sehr“, sagt Haindl, der schon an mehreren Marathons teilgenommen hat. Bei der bayerischen Meisterschaft in München belegte er bereits den dritten Platz in seiner Altersklasse. Ausdauer und Durchhaltevermögen bewies Haindl auch immer wieder in seinem beruflichen Werdegang.

Haindl ist seit 19 Jahren beim europäischen Flugzeughersteller Airbus tätig und war lange Zeit für die Kundenbetreuung im Bereich Instandsetzung und Wartung zuständig. Aktuell ist er im Bereich Service eingesetzt. Das Handwerkszeug für seinen Beruf lernte er bei der Bundeswehr. Hier studierte Haindl von 1981 bis 1984 Luft- und Raumfahrttechnik, danach war er technischer Offizier bei der Luftwaffe. Dort war er für die Wartung und Instandsetzung der sogenannten „Weiße Flotte“ zuständig, der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, mit der beispielsweise Politiker zu ihren Terminen geflogen werden. Für den technikbegeisterten Haindl war diese Tätigkeit eine Erfüllung. Hier konnte er sein ganzes Wissen aus dem Studium und die Leidenschaft für Flugzeuge einbringen.
Zum Anfang

Vollbild
„Ich wollte mir neue Ziele setzen“

„Bei der Bundeswehr habe ich viel gelernt, was strukturiertes Arbeiten angeht“, sagt Haindl. Aber weil er seine weitere Karriere „selbst planen“ wollte, entschied er sich auszuscheiden. Doch der Sprung vom Militär in die zivile Wirtschaft war für ihn ein „krasser“ Schnitt. „In der Wirtschaft funktioniert vieles anders, plötzlich steht der Profit im Vordergrund“, sagt Haindl. Auch habe er mit vielen Vorurteilen zu kämpfen gehabt. „Ja, da steht man schon unter besonderer Beobachtung. Als ich bei Al-Ko als Assistent der Geschäftsführung direkt nach meiner Bundeswehrzeit eingestiegen bin, war ich der erste Soldat, den die Firma eingestellt hatte.“ Al-Ko ist ein Technologiekonzern und Anbieter in den Bereichen Gartengeräte, Automotive und Lufttechnik. Seit 2001 arbeitet Haindl für Airbus Helicopters. Hier war er auch als Leiter der Trainingsakademie in Kassel tätig. Dort werden unter anderem die Fluggerätemechaniker von Airbus ausgebildet.

Heute ist er im technischen Support eingesetzt und betreut mit seinem Wissen und der langjährigen Erfahrung die Airbus-Kunden. „Wie in der Arbeitswelt ist es auch im Laufsport wichtig, sich durchzubeißen.“ Und Haindl weiß wovon er spricht: Er erinnert sich an seinen Marathon-Zieleinlauf im Münchner Olympiastadion. „Die Atmosphäre, als ich nach fast 42 Kilometern in das Stadion einlief, war einfach überwältigend. Trotzdem ziehen sich die letzten paar hundert Meter dann wie eine Ewigkeit.“ Das alkoholfreie Bier auf dem Stadionrasen bei blauem Himmel, sei dann aber mehr als nur eine Entschädigung gewesen.

Schließen
Zum Anfang

Audio

Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen

Einlauf

Eisvögel

Fremdbestimmte

im Stadion

Keine Sucht

Motivation

Warum Marathon?

Zum Anfang

Textportrait
















„Scorpion 379, wind 240 degrees 8 knots, runway 21 cleared to land.“ Mit ruhiger Stimme erteilt Laura Ballhausen dem nächsten Kampfflugzeug auf dem Militärflugplatz Büchel in der Nähe von Koblenz die Landefreigabe. Zumindest virtuell. Denn das Szenario spielt sich nicht wirklich in Büchel ab, sondern im Ausbildungszentrum für Fluglotsen in Kaufbeuren. Ballhausen hat dem Nachwuchs präsentiert, wie man eine Vielzahl an Flugzeugen sicher zurück zum Boden leitet. Die 32-Jährige war selbst viele Jahre als Fluglotsin bei der Bundeswehr tätig und hat in dieser Zeit auch einige Notsituationen von Flugzeugen koordiniert. Jetzt gibt sie ihre Expertise an der Kaufbeuren Air Traffic Management GmbH weiter.

Zum Anfang

Vollbild
Eines Tages Fluglotsin zu werden, war eher ein Zufall: „Mein Wunsch entstand damals in der 9. Klasse.“ Die Schülerin benötige einen Platz für ihr Schulpraktikum. Durch einen Vorschlag aus der Familie kam sie zum Flugplatz in Marl-Loemühle, am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Dort gefällt es ihr schließlich so gut, dass sie sich einige Jahre später dazu entschließt, bei der Bundeswehr als Offiziersanwärterin einzusteigen. Dort beginnt sie ein Studium in Pädagogik, mit nachfolgender Ausbildung zur Fluglotsin. Durch die Chance, vor der Ausbildung zur Fluglotsin noch studieren zu können, entscheidet sie sich gegen die Deutsche Flugsicherung und für die Bundeswehr.

Im September 2007 beginnt für Ballhausen das Studium in Pädagogik mit Schwerpunkt
Bildungsmanagement und Organisationsentwicklung an der Universität der Bundeswehr in München. Nach vier „wunderbaren Jahren“, in denen sie neben vielen Freunden fürs Leben auch ihren jetzigen Ehemann kennenlernt, schließt sie mit ihrer Diplomarbeit „Im Namen der Gerechtigkeit“ das Studium erfolgreich ab.

Für ihre anschließende Ausbildung zur Fluglotsin muss Ballhausen quer durch Deutschland reisen: Kaufbeuren, Celle bei Hannover und Hohn im Norden Deutschlands. Wenig später führt sie als ausgebildete Fluglotsin eine Vielzahl an Flugzeugen durch den komplexen Luftraum in Deutschland. Sechs Jahre lang.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Doch nur Fluglotsin zu sein, reicht Ballhausen nicht aus. Sie entschließt sich zu einem MBA- Studium in „International Management“ in Hamburg, diesmal neben ihrem Beruf. Um die volle Motivation dafür aufzubringen, muss ihr Ehemann kurzer Hand dasselbe Studium aufnehmen, denn sie wolle schließlich nicht alleine lernen. Da sie inzwischen Mutter einer kleinen Tochter ist, „wird die Masterarbeit nachts oder am Wochenende geschrieben“. Doch die harte Arbeit zahlt sich am Ende aus: Im April 2020 kann sie ihre Masterarbeit abgeben und somit erfolgreich das MBA-Studium abschließen.

In nächster Zeit möchte sie weiterhin Fluglotsen in Kaufbeuren ausbilden. Auf langfristige Sicht würde sie beruflich allerdings gerne in die Konzeptionierung der Ausbildung gehen und Ausbildungskonzepte für eine ideale Lehre im Bereich der Flugsicherung erstellen.

Trotz ihres beruflichen Werdegangs, ihrer Familie und ihrer Hobbys ist Ballhausen immer noch eng mit der Bundeswehr verbunden. Als Reservistin schlüpft sie für Wehrübungen gerne wieder in die Uniform, wo sie als Fluglotsin an einem Militärflugplatz wieder aktiv Flugzeuge sicher durch den Luftraum führt.

„Ich habe alle Orte gut genutzt und immer situationsangepasst gelebt“, sagt Ballhausen rückblickend auf ihre Karriere. Im Süden Deutschlands habe sie die Zeit in den Bergen genossen, im Norden die Zeit am Meer. In dieser Zeit habe sie auch viele interessante Orte und Menschen kennengelernt, so Ballhausen.

Schließen
Zum Anfang

Video

Zum Anfang

Textportait

















Einfache weiße Wände, unverputzte Decken und freiliegende Rohre, hohe Tische und Stühle im dazu passenden Industrial-Stil stehen akkurat nebeneinander aufgereiht gegenüber einer schlichten, dunklen Küchenzeile. Durch ein Fenster fällt spärliches Tageslicht auf eine Sofaecke und ein Regal, vollgestopft mit Merchandise-Artikeln aus verschiedensten Filmen, Comics, und Games.

Dass sich hier ein Startup befindet, das frischen Wind in die internationale Virtual-Reality-Gaming-Branche bringen will, sieht man erst beim Gang in das untere Stockwerk, aus dem ein pink-blaues Leuchten dringt. Hinter etlichen Bildschirmen werkeln Programmierer, Grafik- und Mediendesigner des Münchner Unternehmens an einem neuen potenziellen VR-Hit.

Betriebsleiter und Co-Gründer von Hologate ist Robert Maximilian Fankhänel. Bevor er in die Welt des Gaming und Virtual Reality eintauchte, studierte der heute 35-Jährige an der Universität der Bundeswehr in München.

„Ob mit Waffe oder ohne war erstmal wurst.“

Rein optisch unterscheidet sich das Startup Hologate kaum von den Kasernen, in denen Fankhänel noch bis März 2019 seinen Dienst als Offizier der Bundeswehr verrichtete. 2007 als Grundwehrdienstleistender zur Bundeswehr gekommen, war die Offiziersausbildung an der Infanterieschule in Hammelburg „definitiv ein Highlight“ für ihn – dort vor allem der „grüne“ Ausbildungsanteil auf dem Truppenübungsplatz. Als ehemaliger Pfadfinder machte es Fankhänel schon immer Spaß, im Wald zu sein und sich im Bereich Survival weiterzubilden. „Ob mit Waffe oder ohne, das war in dem Moment erstmal wurst“, sagt Fankhänel und grinst. Diese Begeisterung nahm mit der Zeit nicht ab. Gerade die Verwendung als Zugführer eines Grundausbildungszuges empfand er zwar durchaus als Herausforderung, aber auch als „die schönste Zeit“ seiner Bundeswehr-Karriere. Denn selbst dauerhaft dazu zu lernen und dabei Wissen an engagierte Menschen zu vermitteln, war eine Erfahrung, die Fankhänel nur in der Bundeswehr gemacht hatte. Bis heute. „Am Ende zu sehen, wie die Rekruten sich entwickelt haben, über ihren eigenen Schatten gesprungen und natürlich auch erwachsen geworden sind – da war man schon ein bisschen stolz“, erinnert er sich.

Zum Anfang

Vollbild
„Man lernt gemeinsam, man lebt gemeinsam, man weint und feiert gemeinsam.“

Obwohl Fankhänel der infanteristische Aspekt des Offizierberufs durchaus zusagte, führte ihn schließlich seine Leidenschaft zur IT zur Bundeswehr. Und die begleitete ihn schon von Kindesbeinen auf – angefangen mit einem kleinen Elektronikbaukasten, mit dem er herumexperimentierte. „Meine Eltern haben mich dabei extrem unterstützt, obwohl sie selbst wenig Ahnung hatten“, erinnert sich der 35-jährige. „Zum ersten Computer gab es zum Beispiel ein paar Bücher dazu, mit den Worten: ‚Wenn du Bock hast, lies dich ein!‘“
Diesen Vorschlag setzte Fankhänel in die Tat um und machte später seine Leidenschaft zum Beruf: 2001 fing er eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Infineon an und beendete diese mit einem Abschluss als Meister. „Passion ist das A und O“, sagt Fankhänel. „Man verbringt fast 80 Prozent seines Lebens im Job. Wenn du etwas machst, was dir keinen Spaß macht, dann ist das komplett falsch.“
Komplett zufrieden war er mit seiner Ausbildung aber trotzdem nicht. „Wäre ich damals bei Infineon geblieben, wäre ich in einer Produktionslinie geendet, und hätte nie studieren können“, erklärt Fankhänel. „Da hat die Bundeswehr einfach eine sehr gute Alternative geboten.“
„Man lernt gemeinsam, man lebt gemeinsam, man weint und feiert gemeinsam.“

Von 2010 bis 2014 studierte Fankhänel Applied Computer and Communication Technology an der Universität der Bundeswehr München. Dort verlief allerdings bei weitem nicht alles wie erwartet. Statt wie geplant mit einem Masterabschluss verließ Fankhänel die Universität „nur“ mit einem Bachelor in der Tasche – eine der letzten Prüfungen konnte er mehrmals krankheitsbedingt nicht mitschreiben, eine weitere Wiederholung war zeitlich und im Hinblick auf seine militärische Laufbahn nicht möglich.

Den Eindruck vom Erlebnis „Uni“ ließ er sich dadurch aber trotzdem nicht trüben. Für Fankhänel war die Zeit in Neubiberg sogar die beste in seiner kompletten Bundeswehr-Karriere. Das hat vor allem zwei Gründe: Hauptinhalt des Studiums war eine intensive Wissensvermittlung, dazu noch in einem Feld, für das er sich damals schon begeistern konnte. Der andere Grund war zwischenmenschlicher Natur. „An der Universität hat man eine komplett anders gelebte Kameradschaft, als in der Truppe überhaupt durchsetzbar ist. Man lernt gemeinsam, man lebt gemeinsam, man weint und feiert gemeinsam.“ Diese an der Uni geknüpften Bande überdauerten für Fankhänel sogar die Studienzeit. Bis heute pflegt er noch regelmäßig Kontakt zu seinen alten Studienkameraden – und hat zum Teil auch Verbindungen auf sehr persönlicher Ebene: „Einer meiner Kameraden aus der Universität ist inzwischen mit meiner Schwester zusammen.“ Die Unizeit schweiße eben einfach zusammen.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
"Ich führe durch Vorbild."

Noch während seines Studiums engagierte sich Fankhänel hobbymäßig im Management des E-Sport-Clubs München, der damals größten europäischen Location für E-Sport, dem wettkampfmäßigen Spielen von Video-Spielen nach festgelegten Regeln. Der Club begann als eine Art „Fitnessstudio für Gamer“, er stellte E-Sportlern kostenpflichtig hochwertige Gaming-Ausrüstung und Coaching zur Verfügung und veranstaltete später Events mit namhaften Wettbewerbern der Branche, darunter Größen wie Ubisoft oder Final Fantasy.

Die Begeisterung für E-Sport und Gaming und das Engagement im E-Sport waren für ihn die Wiederbelegung eines alten Hobbys, das mit einem bekannten Online-Taktik-Shooter erst richtig Schwung aufnahm: „2001 war ich Counterstrike-Profi, einer der ersten wirklich professionellen Spieler in dem Game“, erklärt Fankhänel. „Damals hat natürlich noch keiner verstanden, dass es auch sinnvoll ist, da Zeit und Geld rein zu investieren!“

Als das Studium mit der Zeit anspruchsvoller und somit fordernder wurde, musste er sich aus dem Management zurückziehen und übergab den E-Sport-Club mitsamt funktionierendem, profitablem Konzept einem neuen Geschäftsführer. Infolgedessen war ihm allerdings „so todeslangweilig“, dass er sich, als sich die Gelegenheit bot, gleich in ein neues Projekt stürzte: Durch die eigene frühere Karriere als E-Sportler, seinem Engagement im E-Sport-Club München und das Management von Top-Events baute sich Fankhänel, ganz nebenbei, ein umfassendes Branchen-Netzwerk auf. Er knüpfte Kontakte zu Chefs von großen Firmen wie Asus oder Teamspeak, die ihn wenig später fragten, ob er nicht eine Art Beratungs-Firma gründen wolle, denn „alles, was Fankhi anpackt macht Spaß, ist cool, und macht Sinn“, so Fankhänel.

Aus der gegründeten Consulting-Firma heraus entstand letztendlich sein erstes Unternehmen “All Your Base“. Fankhänel entwarf beispielsweise Konzepte für Markteinführungen von Spielen für seine Kunden in der Gaming-Branche – und das noch während der Bundeswehr-Zeit als Nebentätigkeit. „Consulting war halt mal zwei Stunden Arbeit oder so etwas. Da hast du dich hingesetzt, für Call of Duty zum Beispiel, und hast ‘nen Presseplan geschrieben“, so Fankhänel. Mit genau diesem Konzept hatte er Erfolg. Als er der schieren Anzahl von Aufträgen mit der Zeit allein nicht mehr gerecht werden konnte, gab Fankhänel auch diese Firma in neue Hände, und schloss sie letztendlich, als seine Arbeit bei Hologate immer zeitintensiver wurde.„Ich führe durch Vorbild“

Fankhänels Weg bei Hologate begann so, wie man es von bekannten Unternehmen kennt: im Keller seines Mitgründers und Geschäftsführers Leif Petersen. Gemeinsam mit dessen Bruder bauten sie die Hologate Arena, wie sie heute nicht nur im unteren Stockwerk der Hologate-Räumlichkeiten in München, sondern auch in mehr als 300 Locations weltweit zu finden ist. Mithilfe von Fankhänels Netzwerk und Petersens Ideen wurde so aus dem Kellerprojekt ein internationaler Branchenführer für location-based Virtual Reality.

Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr kann sich Fankhänel nun in Vollzeit dem Management der VR-Firma widmen – und bedient sich dabei vieler Methoden, die er sich während seiner Zeit als Offizier aneignete. Gerade die Führung des Teams unterscheide sich nicht besonders von der Führung einer militärischen Einheit, so Fankhänel. Doch ein strenger Befehlston herrscht bei ihm nicht. Die Stimmung ist angenehm und locker, Fankhänel ist mit seinen Angestellten per Du. Die Transferleistung zwischen dem Führungsprozess der Bundeswehr und dem eines Unternehmens erfordere ein wenig Fingerspitzengefühl, aber im Endeffekt laufe es immer auf dasselbe hinaus: Man muss sich den Respekt verdienen, auf die eine oder andere Weise, so Fankhänel. „Ich führe durch Vorbild. Ich schaue, dass ich das Beste aus dem mache, was ich kann, und ich erkläre den Leuten auch, dass ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen habe.“ Die Aufgabe eines Offiziers und die eines Unternehmers sei exakt gleich: Menschen finden, die Dinge besser können als man selbst, und sie so einsetzen, dass sie diese Dinge für das gesetzte Ziel optimal nutzen.

Nichts ist so beständig wie die Lageänderung – jeder Soldat hat diesen Satz mindestens einmal in seiner Bundeswehr-Karriere gehört. Für Fankhänel ist das „Leben in der Lage“ auch noch nach der Bundeswehr-Zeit Programm.
Schließen
Zum Anfang

Textportrait













Für Alexander Lovinusz war immer klar, dass er „nicht so einen ganz normalen Standardweg gehen wollte“. Die meisten seiner Klassenkameraden entschieden sich dazu, in Kassel zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. „Ich hatte eine Phase, in der ich etwas orientierungslos war, zum Ende meiner Schulzeit, wo ich keinen klaren Plan hatte.“ Dann kam die Musterung – und die Frage, ob er sich vorstellen könne, länger bei der Bundeswehr zu bleiben. „So ist es dazu gekommen, dass ich mich dann näher mit dem Thema beschäftigt habe.“

Lovinusz verpflichtete sich für zwölf Jahre. 2004 zog er das erste Mal die Uniform an. Der heute 35-Jährige studierte von 2007 bis 2011 an der Universität der Bundeswehr München Pädagogik. Danach folgte die Ausbildung zum Karriereberatungsoffizier. „Ich habe dort die Beratungsbüros in Mainz und Bad Kreuznach geführt“, sagt Lovinusz. Außerdem zählten die Vorbereitung von Messeständen und Infoveranstaltungen in Schulen zu seinen Aufgaben.
Zum Anfang

Vollbild
Mittlerweile hat Lovinusz seine Uniform gegen einen Anzug getauscht. Er mochte seine Arbeit bei der Bundeswehr, entschied sich aber vor allem aufgrund eines planbaren Familienlebens dafür, den Arbeitgeber zu wechseln, und Umzüge und Pendelei hinter sich zu lassen. “Nach zwölf Jahren Fernbeziehung habe ich gesagt: Es reicht“, so Lovinusz. In manchen Aspekten vermisse er die Bundeswehr zwar, als Vater einer kleinen Tochter schätze er aber das nun verbesserte Familienleben. „Alles ist viel besser planbar. Wo man vielleicht bei Geburtstagen oft nicht da war, oder Hobbys, die man nicht mehr so ausführen konnte. Das merkt man schon, wie gut das tut.“ Ein weiterer Grund, um die Bundeswehr zu verlassen, war für ihn „die einmalige Chance, nochmal etwas ganz Anderes zu machen“.

So landete er im Oktober 2016 bei der Kasseler Sparkasse, wo er als Führungskräfteentwickler einstieg. Erfahrung beim Führen von Menschen hatte der ehemalige Offizier bereits. „Ich hatte nur eine kleine Gruppe von diensterfahrenen Kameraden unter mir. Das ist eine andere Art der Führung - sehr auf Augenhöhe“, erinnert er sich. Sonst bedeutet Führen bei der Bundeswehr oft strenge Hierarchien und Befehlston. Dass Lovinusz dies anders erlebt hatte, half ihm beim Übergang in die Wirtschaft. Er musste sich nicht erst an flache Hierarchien und einen anderen Umgangston gewöhnen. Ein Kulturschock blieb aus.

Der Weg in das zivile Arbeitsleben hielt dennoch ein paar Stolpersteine für den ehemaligen Soldaten bereit. Lovinusz wechselte nicht nur den Arbeitgeber, sondern übernahm eine komplett neue Aufgabe. Mit einem Master in Personalentwicklung in der Tasche fühlte er sich zwar auf seine neue Rolle gut vorbereitet. Schwierig wurde es trotzdem: „Ich musste viel mehr lernen, als ich am Anfang dachte. Ich hatte einige Momente, wo ich gedacht habe: Du kannst das eigentlich gar nicht. Du hast eine Stelle angenommen, die du eigentlich gar nicht kannst.“ Blickt er heute zurück, würde er „viel falschen Stolz beiseite packen“, sagt Lovinusz. “Ich habe mich zu Beginn nicht
getraut zu sagen: Ich kann das nicht, ich brauche Hilfe.“ Der heutige Führungstrainer lernte diese Lektion auf einem harten Weg. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass meine eigenen Ressourcen endlich sind, und ich so nicht weitermachen kann, da ich sonst irgendwann zusammenbreche.“ Dieser Schritt erforderte viel Selbstreflexion und Kraft – und eine gute Führungskraft, die seine Probleme bemerkte. Seiner Karriere tat dies letztlich keinen Abbruch: Im August 2020 wird Lovinusz Leiter der Abteilung Personalstrategie der Kasseler Sparkasse. Dort ist er für Personalplanung, -auswahl und -einstellung verantwortlich.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Seine Erfahrungen als Führungskraft und ehemaliger Offizier gibt Lovinusz auch als nebenberuflicher Berater und Trainer weiter. Damit begann er bereits während seines Studiums in München. „Ich habe schon immer gerne vor anderen Menschen gesprochen“, sagt er.

Noch heute hält Lovinusz an seiner ehemaligen Universität regelmäßig Seminare beim Zentralinstitut Studium Plus. In seinen Coachings gibt er Tipps zum Umgang mit der Zeit – zu dem Thema, das ihm zu Beginn seines zivilen Arbeitslebens Probleme bereitete. Er hofft, seine Erfahrungen zu teilen und junge Offiziere vor seinen Fehlern bewahren zu können. Nach Ansicht der Studierenden erreicht Lovinusz dieses Ziel: „Man merkte bereits innerhalb der ersten Minute des Seminars, dass er die nötige Fachexpertise besaß. Er gab viele praktische Tipps, die sehr einfach umzusetzen waren“, erinnert sich ein Teilnehmer. Ein anderer sagt: „Er war sehr ehrlich und ging offen mit seinen Fehlern in der Vergangenheit um. Dadurch hat man gleich eine Verbindung und auch eine Art Vertrauen zu ihm aufgebaut.“
Schließen
Zum Anfang

Textportrait























Wencke Sarrach ist Marketingleiterin bei der Interflex Datensysteme GmbH in Stuttgart. Zusammen mit ihrem Team kümmert sie sich dort um die PR-Arbeit, die Markenführung und das Onlinemarketing des Unternehmens. Das Handwerk für ihre heutige Stelle lernte sie an der Helmut-Schmidt-Universität, wo sie als Fallschirmjäger-Offizierin BWL studierte.

„Beruflich etwas Ehrenhaftes machen und Abenteuer erleben“, das waren die Gründe, warum sich Wencke Sarrach zunächst für eine Karriere bei der Bundeswehr entschied. Gänzlich fremd war ihr das Militär auch schon damals nicht: Ihr Vater diente ebenfalls als Zeitsoldat für zwölf Jahre.

Ihr militärischer Werdegang begann in Saarlouis mit der allgemeinen Grundausbildung. Weitere Ausbildungsabschnitte führten sie nach Altenstadt, Hammelburg und Dresden. An diesen Stationen absolvierte sie den Fallschirmspringerlehrgang, den Einzelkämpferlehrgang sowie ihre Zugführerausbildung.
Zum Anfang

Vollbild
An die Truppenpraktika bei den Fallschirmjägern in Lebach und Zweibrücken erinnert sie sich auch heute noch gern zurück. „Die Zeit in der 2./FschJgBtl 261 war die schönste für mich. Das war so ein toller Haufen und ich war so stolz dazuzugehören“, so Sarrach.

Auch die Ernennung zum Leutnant war für sie ein ganz besonderer Moment. Sie erhielt im alten Reichssaal in Regensburg ihre Ernennungsurkunde zum Offizier.
Nach vier weiteren Jahren infanteristischer Ausbildung immatrikulierte sich Sarrach an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg für das Fach BWL. Dort musste sie sich erstmal umgewöhnen, weg vom Militär-Alltag hinein in das Leben auf dem Campus. „Ich habe im Studium kämpfen müssen“,sagt Sarrach über ihre Studienzeit. Denn damals wurden die Studiengänge von Diplom auf Bachelor und Master umgestellt. Für Sarrach und viele ihrer Kommilitonen eine schwierige Zeit. 

Schließlich erlangte sie den Bachelor of Science in BWL und schloss ihr Studium mit dem Master of Science in Accounting & Business Taxation erfolgreich ab. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man das, was man im Studium lernt, später in der Praxis auch eins zu eins so anwenden kann. Es kommt daher nicht in erster Linie auf Fachkenntnisse an, sondern auf Persönlichkeit. Ein Zweitstudium halte ich für Quatsch“, resümiert Sarrach.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Für ihre Erstverwendung als Zugführer wurde sie nach Berlin in das Wachbataillon geschickt. Hier machte sie sich schnell einen Namen: als erste weibliche Zugführerin im protokollarischen Ehrendienst der Bundeswehr. 2012 überreichte sie dem scheidenden Bundespräsidenten Christian Wulff beim Großen Zapfenstreich seine Verabschiedungsurkunde. Eine Übernahme in das Dienstverhältnis als Berufssoldat lehnte sie damals ab. Nach dem Dienst im Wachbataillon wechselte sie in das Karrierecenter der Bundeswehr nach Stuttgart, wo sie ihre militärische Laufbahn beendete.

Der Wechsel in die Privatwirtschat war für Sarrach ebenfalls spannend. Vor allem erinnert sie sich daran, wie ungewohnt es die ersten Tage für sie war, morgens keine Uniform mehr anzuziehen.

An ihr neues Arbeitsumfeld konnte sie sich schnell anpassen. Für ihre neuen Kollegen war ihr Firmeneintritt jedoch ein „kleiner Kulturschock“. Sarrach erinnert sich schmunzelnd daran, wie an ihrem ersten Tag über den Büroflur getuschelt wurde: „Achtung, jetzt kommt eine von der Bundeswehr!“ Diese Vorbehalte wurden jedoch schnell überwunden.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild






Sarrach und ihr Team kümmern sich um alles, was im Marketing anfällt: Messen, Social Media, Budgetierung und vieles mehr. Privat erholt sich Sarrach gerne beim Volleyballspielen, obwohl seit kurzem die Familienplanung mehr in den Vordergrund rückt.

Was sie heute den Studenten der Bundeswehr-Universitäten als Rat mit auf den Weg geben würde? „Chancen nutzen, sich Dinge zutrauen – und das Quäntchen Glück gehört sicherlich auch dazu.“
Schließen
Zum Anfang

Audio

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Textportrait













Die Liebe zur Fliegerei lässt den früheren Hubschrauberpiloten Christoph Brunner nicht los. Nach zwölf Jahren im aktiven Dienst der Bundeswehr geht der 37-jährige ehemalige Offizier heute nicht mehr seinen Tätigkeiten im Cockpit nach. Dennoch ist er der Luftfahrt treu geblieben und beschäftigt sich, im Auftrag der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG), weiterhin mit Hubschraubern und deren Einsatzmöglichkeiten. Dadurch unterstützt er seine ehemaligen Kameraden jetzt in zivil.

Anstatt Fliegerkombi und Pilotenhelm trägt Christoph Brunner jetzt Anzug und Aktenkoffer. Als Projektleiter ist er im Bereich „Verteidigung und Sicherheit“ bei IABG tätig. Die Firma unterstützt unter anderem das Beschaffungsamt der Bundeswehr. Sie hilft laut eigenen Angaben Kunden bei der Analyse des Ausstattungs- und Funktionsumfangs eines zukünftigen Produkts oder bei der Ersatzteilbeschaffung, sie berät, betreut und betreibt Projekte. Bei den Mitarbeitern setzt IABG auf einen Mix aus Ingenieuren und ehemaligen Soldaten. Einer dieser Soldaten ist Brunner, der aufgrund seiner Fachkompetenz als früherer Hubschrauberpilot im Geschäftsfeld „Hubschrauber“ eingesetzt ist. Dadurch steht er bei Großprojekten weiterhin in Verbindung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber und hat die Möglichkeit, die Streitkräfte zu unterstützen.

Geprägt durch sein familiäres Umfeld kannte der gebürtige Amberger die Bundeswehr bereits seit seiner Jugend: „Mein Vater war früher Soldat auf Zeit für acht Jahre, und auch durch den Freundeskreis der Eltern war ein Bundeswehrbezug vorhanden“, erzählt er. Zudem trat sein großer Bruder der Bundeswehr 2001 bei. Da für Brunner der Zivildienst keine Option war, und er keine neun Monate seinen Grundwehrdienst absitzen wollte, entschloss er sich für die Laufbahn des Reserveoffiziers. Diese ist mit zwei Jahren länger als der damalige Grundwehrdienst, wird jedoch besser bezahlt und bietet mehr Lehrgänge. Durch die Wehrdienstberatung konnte er davon überzeugt werden, nach seinem Abitur im Jahr 2002, direkt die Laufbahn eines Offiziers einzuschlagen.

Die vielen Hubschrauber der US-Armee in Hohenfels, die regelmäßig über den Heimatort Brunners flogen, weckten schon in seiner Kindheit seine Faszination für die Fliegerei. Deshalb beschloss er, sich als Pilot in der Heeresfliegertruppe zu bewerben. Um Hubschrauberpilot zu werden, musste er jedoch noch das strenge, mehrstufige Auswahlverfahren bestehen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte er seinen Dienst bei der Bundeswehr im 2. Gebirgspanzerflugabwehrkanonenbataillon 81 in Pocking bei Passau beginnen. Dort absolvierte er die Phasen zwei und drei des Auswahlverfahrens zum Hubschrauberpiloten und wechselte dann in die Heeresfliegertruppe. Hier standen zunächst die militärische Ausbildung mit dem Offizierslehrgang I und II an der Offiziersschule des Heeres in Dresden sowie die vorfliegerische Ausbildung an der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg im Fokus.

Ab Oktober 2005 besuchte Brunner die Universität der Bundeswehr in München, an der er Wirtschafts- und Organisationswissenschaften studierte. Anders als einigen anderen fiel ihm die Anfangszeit leichter: Durch die vorfliegerische Ausbildung in Bückeburg waren ihm das viele Lernen und das Eigenstudium vertraut. Dort absolvierte er Tests, die erst mit 75 oder gar 100 Prozent richtigen Antworten als bestanden galten. Dadurch sei er noch „in diesem Lernmodus drin“ gewesen. Ein wesentlicher Ansporn war für ihn die Aussicht, einmal den Kampfhubschrauber TIGER zu fliegen. Damals hörte der zukünftige Pilot, dass diejenigen, die am schnellsten und besten studierten, direkt nach den wichtigen Lehrgängen für den leichten Mehrzweckhubschrauber BO 105 auf dem Kampfhubschrauber TIGER ausgebildet würden.















Zum Anfang

Vollbild
Er beendete sein Studium mit dem Diplom im Jahr 2009 und wechselte wieder an die Heeresfliegerwaffenschule, um die fliegerische Ausbildung fortzuführen. In Bückeburg und Celle absolvierte er erfolgreich seine Hubschraubergrundausbildung sowie seine Mustereinsatzflugausbildung auf der BO 105 und hielt nach 15 Monaten Ausbildung seinen Luftfahrzeugführerschein in Händen.

Mitte 2010 war es dann endlich so weit: Brunner wurde ins Kampfhubschrauberregiment 26 „Franken“ in Roth versetzt. Dieses war für den gebürtigen Oberpfälzer sehr heimatnah. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. „Leider war es dann so, dass Ende 2010 die Transformation und Neuausrichtung der Bundeswehr dazu geführt hat, dass die Standortentscheidung gegen das Kampfhubschrauberregiment 26 Roth gefallen ist.“ Brunner war damit bewusst, „dass es das Regiment 26 Mitte 2014 nicht mehr geben wird“. Zudem wurde die Mannstärke der Bundeswehr drastisch gesenkt und auch die Anzahl der Piloten von über 900 auf etwa 500 gekürzt. Zu dieser Zeit entstand unter den Piloten ein enormer Wettbewerb um die verbleibenden fliegerischen Stellen – und aus Kameraden wurden Konkurrenten. Teilweise klagten sich Soldaten in Lehrgänge, um einen Vorteil gegenüber anderen zu haben. „Dies war keine angenehme Zeit“, so Brunner. Das regte neben einer veränderten Perspektive auf Standortwechsel, Verlust der Pilotenlizenz, Auslandseinsätze, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Gefahr, der man sich beim Einsteigen ins Cockpit täglich aussetzt, den Offizier zum Nachdenken über seine Zukunft an. „Das sind dann die Dinge, die in der Summe bei mir dazu geführt haben, dass ich sage: Ich war gerne Soldat und bin wahnsinnig gerne geflogen, aber Fliegen um jeden Preis – nein.“
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Brunner entschloss sich daher, die Streitkräfte im Juni 2014 nach zwölf Jahren Dienstzeit zu verlassen. Dabei stellte er fest, dass viele zivile Unternehmen ohne Bundeswehrbezug oft nichts mit gewissen Schlagworten der Bundeswehr anfangen und die Fähigkeiten eines Offiziers nur schwer beurteilen können. Eine Firma, die diesen Bundeswehrbezug jedoch hatte, ist die IABG.

Die Begründung hierfür ist laut Manfred Seeger, dem Leiter der Abteilung „Hubschrauber“, dass die IABG „die Verfahren und Prozesse der Bundeswehr beherrschen muss, um als Technologiedienstleister die Bundeswehr in allen Belangen vernünftig unterstützen zu können“. „Aus diesem Grund haben etwa 50 Prozent der Mitarbeiter der Abteilung ‚Hubschrauber‘ einen soldatischen Hintergrund“, so Seeger. Hier arbeitet der ehemalige Offizier Christoph Brunner nun in und mit fachübergreifenden Teams an verschiedenen Hubschrauberprojekten. Insbesondere hat er viel mit dem Kampfhubschrauber TIGER zu tun. Hierbei kann er seine Fachkompetenz auf dem Gebiet der operativen Auftragserfüllung mit einem Hubschrauber, die er als Pilot bei der Bundeswehr erworben hat, einbringen und seine Verbundenheit zu seinen Freunden und ehemaligen Kameraden weiterhin ausleben. Auch, wenn er selbst nicht im Cockpit sitzt? „Die Fliegerei geht einem natürlich schon ein bisschen ab“, gesteht Brunner. „Das hat man gern gemacht. Jedes Mal, wenn man es flattern hört, dann geht der Blick nach oben, und man schaut, was ist es für ein Hubschrauber.“

Doch nicht nur seine erworbenen Fähigkeiten als Pilot, sondern auch als Offizier helfen ihm in der zivilen Welt weiter. „Da gibt es zum Beispiel den militärischen Führungsprozess, der einem an der Offizierschule des Heeres gelehrt wird. Überträgt man die Elemente Lagefeststellung, Planung, Befehlsgebung und Kontrolle in das zivile Projektmanagement, dann ist es dort genauso. Wenn ich ein Projekt von Anfang bis Ende leite und manage, dann finde ich auch diese Elemente dort wieder“, erklärt der ehemalige Offizier und fügt schmunzelnd hinzu: „Gut, bis auf die Feindlage – die gibt es da nicht.“

Schließen
Zum Anfang

Textportrait

Der 46-jährige Markus Holzke ist Geschäftsführer von SPIE Deutschland & Zentraleuropa und damit für fast 15.000 Mitarbeiter verantwortlich. SPIE ist ein technischer Dienstleister für Gebäude, Anlagen und Infrastruktur und in diesem Bereich führend auf dem europäischen Markt. Gerade baut die Firma die Freileitung „Emden-Conneforde“. „Eine Freileitung ist eine Hochspannungsleitung, wie man sie sieht, wenn man auf der Autobahn mal nach links oder rechts schaut“, erklärt Holzke.

Bei diesen Großprojekten versucht er als Geschäftsführer, so oft wie möglich vor Ort zu
sein. Das hat zwei Gründe: Zum einen will Holzke Vorbild für sein Management sein. „Es
gibt nichts stärkeres als Führen durch Vorbild“, lautet sein Credo. Wenn er sich auf die Baustelle begibt, müssten das die Manager auf der mittleren Hierarchieebene erst recht tun. Zum anderen ist es ihm wichtig, dem Kunden persönliche Wertschätzung entgegen zu bringen. "Alles, was ich bisher gemacht habe,
habe ich sehr intensiv gemacht."

Markus Holzke tritt 1994 in die Bundeswehr
ein. Von 1997 bis 2001 studiert er an der Universität der Bundeswehr München Wirtschafts- und Organisationswissenschaften.
Nach seinem Studium absolviert er als Fallschirmjäger die Einzelkämpferlehrgänge
1 und 2. Diese Lehrgänge zählen zu den härtesten, die diese Armee bietet, und stellen die physische und psychische Leistungsfähigkeit der Soldaten auf eine harte Probe. „Alles, was ich bisher gemacht habe, habe ich sehr intensiv gemacht“, so Holzke im Rückblick auf diese Zeit.

Auf den Lehrgängen zeigt er eine überdurchschnittliche Leistung und besucht im Anschluss auch die infanteristischen Lehrgänge »Commando Moniteur« und »Commando Instructeur« in
Frankreich. Beide Ausbildungen sind das französische Pendant zu den
Einzelkämpferlehrgängen der Bundeswehr.
Im Rahmen der deutsch-französischen Partnerschaft dürfen auch ausgewählte Soldaten der Bundeswehr daran teilnehmen. In seiner weiteren Laufbahn ist Holzke als Adjutant eines Generals eingesetzt. Dabei habe er den General unter anderem auf mehreren Truppenbesuchen im Einsatz in Afghanistan begleitet und viel über die Prinzipien im Führungsprozess mitgenommen. „Den General zu begleiten und zu verstehen, wie und zu welchem Zweck Entscheidungen getroffen werden, hat mich enorm weitergebracht“, sagt Holzke.
Zum Anfang

„Ich hatte keine Lust, noch mit 45 nur zu meinen Eltern heimzufahren“

Vollbild
„Ich hatte keine Lust, noch mit 45 nur
zu meinen Eltern heimzufahren“

Soldaten sind häufig von ihren Familien getrennt und pendeln am Wochenende zwischen Heimat und Dienstort. Für Holzke hat das Ausscheiden aus der Bundeswehr verschiedene Gründe, „das permanente Umziehen“ ist einer davon: „Ich hatte zu der Zeit lange keine Freundin, keine Familie. Und ich hatte keine Lust, noch mit 45 nur zu meinenEltern heimzufahren“.
Holzke setzt der Gedanke, sein restliches Leben als Soldat zu Verbringen, unter Druck. Als Soldat ist er ständig unterwegs – das sein ganzes Leben lang zu machen, kann er sich nicht vorstellen. Deshalb entscheidet sich Holzke für eine Veränderung und beginnt 2006 seine zivile Laufbahn bei TÜV Süd. In dieser Zeit lernt er auch seine Frau kennen. Ab 2007 arbeitet Holzke über zwei Jahre für TÜV Süd in Singapur als Manager in der Controlling- und Finanzabteilung. Seine Frau hat eine Stelle als
Lehrerin an einer deutschen Schule in Singapur
gefunden und kann Holzke begleiten.

In Singapur kommt schließlich seine erste Tochter zur Welt. Im Jahr 2010 wechselt Holzke zum Bauunternehmen Hochtief, wo er als Segmentleiter unter anderem verantwortlich für den Verkauf des Segments an SPIE ist. Seit 2013 ist er Geschäftsführer
bei SPIE.

"Die Arbeit steht bei mir
an erster Stelle"

Inzwischen ist Holzke zwei weitere Male Vater geworden und trägt die Verantwortung bei SPIE Deutschland und Zentraleuropa für fast 15.000 Mitarbeiter. Dadurch sieht ihn die Familie wenig. Holzke ist froh über die Unterstützung und das Verständnis, die er von zuhause erhält. Zwar würde er gerne mehr Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern verbringen, doch in seiner jetzigen Position gilt: „Die Arbeit steht bei mir an
erster Stelle.“
Schließen
Zum Anfang

Audio

„Alles was ich bisher gemacht habe, habe ich sehr intensiv gemacht!“

„Man muss da immer mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben!“

„Es gibt nichts stärkeres als Führen durch Vorbild!“

„Nicht die erst beste Führungsposition ist dann auch das was einen weiter bringt!“

„Jeder macht Fehler, jeden Tag!“

Zum Anfang

Video

0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Zum Anfang

Textportrait















Thomas Meyer hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der ehemalige Offizier ist seit 18 Jahren bei der Firma W. L. Gore & Associates GmbH als Key Account Manager für den Vertrieb von Funktionstextilien für militärische Anwendungen tätig. Den Werbeslogan seiner Firma hat sich der sportbegeisterte 51-Jährige inzwischen zum Lebensmotto gemacht: „Fit for Use“.

„Vor meiner Zeit hier bei Gore war ich 13 Jahre lang Offizier bei der Bundeswehr und zwar in der Fallschirmjägertruppe“, so Meyer. Nach seinem Abitur entschloss er sich für die Offizierslaufbahn und somit für das Studium an einer der beiden Hochschulen der Streitkräfte. An der Universität der Bundeswehr in München studierte er Pädagogik und schloss das Studium mit dem Diplom erfolgreich ab. Danach begann seine militärische Karriere. „Später in der Truppe war ich als Zugführer und stellvertretender Kompaniechef eingesetzt und habe einfach die normalen Lehrgänge besucht“, erzählt Meyer. „Einzelkämpferlehrgang, Fallschirmspringerlehrgang, Freifaller und vieles mehr. Die letzten vier Jahre meiner Dienstzeit war ich dann hauptamtlicher Jugendoffizier.“ Seine letzte Aufgabe sei aber bereits „eine sehr vertriebsnahe Tätigkeit“ gewesen, da er für „das Produkt Bundeswehr“ und deren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Großraum Bayern zuständig war. Meyer sah sich in dieser Zeit selbst als eine Art „Handelsreisender für Sicherheitspolitik“. Das sei „eine sehr gute Vorbereitung für meine spätere und jetzige Tätigkeit hier im Vertrieb bei der Firma Gore“ gewesen.











Zum Anfang

Vollbild
Der Wechsel von der Bundeswehr in die freie Wirtschaft fiel ihm leicht. Durch eine Zeitungsanzeige sei er auf Gore aufmerksam geworden, bewarb sich und wurde genommen. Meyer kann sich noch genau an den Wechsel erinnern. „Freitags bei der Bundeswehr aufgehört und mit großem Zeremoniell entlassen worden und Montag dann hier bei Gore angefangen.“ Seinen Arbeitsalltag beschreibt der Manager so: „Es geht einfach darum, dass ich in erster Linie die Anforderungen, die Bedarfe des Kunden Bundeswehr rechtzeitig identifiziere und dann diese Anforderungen mit einem Team von Technikern mit unseren bestehenden Produkten abgleiche, um zu schauen, erfüllen sie schon diese Anforderungen, muss noch irgendwo angepasst werden oder sogar Neuentwicklungen angestoßen werden.“ Meyer arbeitet, wie bei der Bundeswehr, nie allein und sehr eigenverantwortlich. Neben „Textilingenieuren, Technikern, Entwicklern, Marketingexperten, dem Innendienst, und teilweise auch Experten aus dem Bereich Laminat/Produktion und Bekleidungsdesign“ ist er der Vertriebsexperte bei seinen Projekten.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild


Wenn er entspannen will, ist Meyer vor allem draußen unterwegs, im Winter auf Skitouren, beim Freeriden oder klassischem Skifahren, im Sommer reizen ihn Segeltörns „irgendwo im Mittelmeer oder an der Ostsee“. Der sportbegeisterte Manager kann so am besten vom Arbeitsalltag abschalten. „Ich suche bei den ganzen Sportarten und Aktivitäten auch immer so ein bisschen die körperlichen und mentalen Herausforderungen“, sagt Meyer. „Das ist schon etwas, was mich auch als Fallschirmjägeroffizier gereizt hat, und das ich auch interessanterweise wieder gut mit meiner Tätigkeit hier bei Gore als Key Account Manager Defense ganz gut verbinden kann.“  Viele Produkte testet Meyer deshalb auch persönlich – meistens auf den Gipfeln der Alpen. „All diese gemachten Erfahrungen in der Bundeswehr, sei es in der Truppe, im Studium und als Jugendoffizier kann ich wunderbar mit dieser Tätigkeit als Key Account Manager verbinden“, so Meyer. „Wenn man so will, habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht – und deswegen macht mir auch die Arbeit hier, das Unternehmen, aber auch die Produkte bei Gore so viel Spaß.“
Schließen
Zum Anfang

Vollbild

Dass Meyer viele Jahre beim Militär war, merkt man ihm an. Sein Auftreten ist ruhig, gelassen und gut durchstrukturiert. Die Karriere bei der Bundeswehr sei für ihn „sehr prägend“ gewesen. „Einerseits habe ich es als eine sehr gute Charakterbildung immer empfunden und zum anderen habe ich auch in der Zeit, in diesen 13 Jahren, viele Schlüsselkompetenzen gelernt, in Bereichen wie Methodik, Didaktik, Menschenführung, Organisation und vieles mehr“, sagt Meyer.

„Der Soldat mit Studium stellt einen sehr guten Mix als Generalist, Akademiker und Organisator und bringt damit einiges mit, um später auch einen Managerjob in der Industrie ausführen zu können.“ Sein Lebensweg, so Meyer, sei wie ein geschlossener Kreis. Er sei in seinem vertrauten militärischen Umfeld geblieben und könne heute seine Expertise, Interessen und Fähigkeiten aus vergangenen Tagen einsetzen. Vor allem in Bereichen wie der Gestaltung und Konzeption von neuen Produkten für die Bundeswehr. „Es war eine schöne Zeit und es war für mich eine gute Vorbereitung für das, was ich heute mache. Das gehört alles irgendwie zusammen. Das ist für mich eigentlich ein schöner geschlossener Lebensweg.“
Schließen
Zum Anfang

Textportrait

















Für viele Soldaten auf Zeit heißt es nach 13 Jahren Dienstzeit Abschied nehmen. Sie lassen ihren militärischen Alltag hinter sich und müssen in der zivilen Arbeitswelt Fuß fassen. Für die Mehrheit der Gesellschaft ist diese Welt normal, für ehemalige Soldaten hingegen völlig neu. Welche Herausforderungen tauchen hier für sie auf? Und wodurch zeichnen sich Offiziere eigentlich aus? Bringt ihnen ihre Ausbildung außerhalb der Streitkräfte etwas? Thorsten Huhn war bis 2000 aktiv bei der Bundeswehr. Und hat genau diesen Wechsel durchlebt.
Auf den ersten Blick entspricht Thorsten Huhn der Vorstellung eines modernen Geschäftsführers: Jeans mit Hemd und dem dazu passenden Sakko. Vor knapp 20 Jahren tauschte er Flecktarn gegen seine neue Arbeitsbekleidung. Doch der ehemalige Gebirgsfernmelder trägt laut eigner Aussage trotz seines Wechsels bis heute viele Merkmale aus seiner Bundeswehrzeit in sich. Allerdings ganz unterbewusst. So sind ihm beispielsweise Dinge wie Pünktlichkeit, Ordnung und Planung sehr wichtig. In seinem heutigen Beruf als Unternehmensberater versucht er einen Teil dieser Merkmale an andere Führungskräfte der Industrie weiterzugeben.
Zum Anfang

Vollbild
Der militärische Werdegang von Huhn begann 1988. Schon damals war ihm klar, dass am Ende seiner Ausbildung nicht irgendein Job auf ihn wartet. „Soldat und vor allem Offizier zu sein ist eine Berufung. Es ist eine besondere Einstellung gegenüber dem Soldatendasein nötig, um die freiheitlich demokratische Grundordnung, außerhalb der deutschen Grenzen, beispielsweise am Hindukusch zu verteidigen.“ Huhn wurde von klein auf von seinem Onkel geprägt, dieser war ebenfalls Offizier. Genau dieses Berufsbild stellte für Huhn auch später noch das Idealbild dar. Es war klar, dass er nicht nur irgendeinen Job ausführen will, sondern seiner Berufung nachgehen möchte.    

Wie es für einen Offizier der deutschen Streitkräfte üblich ist, musste er zunächst ein Studium absolvieren. Er studierte an der Universität der Bundeswehr Elektrotechnik, was eher an den Auswahlmöglichkeiten aufgrund seines naturwissenschaftlichen Abiturs, als an seinem Interesse für das Fach lag. Er selbst sieht sich auch heute nicht als den typischen Ingenieur, trotzdem absolvierte er seinen Studiengang mit Erfolg und trat seinen Dienst in der Truppe an. Auch hier beschreiben Kameraden Huhn als außergewöhnlich und ‚Paradiesvogel’, denn er schaffte es immer, neue, eher ungewöhnliche Wege zu finden.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Während seiner aktiven Dienstzeit hatte Huhn verschiedene Stabs- und Linienfunktionen, vom Zugführer bis hin zum Hörsaalleiter. 1997 wurde der ehemalige Berufssoldat dann mit der wahrscheinlich größten mentalen Herausforderung für einen Soldaten konfrontiert: dem Auslandseinsatz. Huhn war für mehrere Monate in Bosnien und Herzegowina stationiert. Dort fanden über einen längeren Zeitraum kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den ansässigen Ethnien statt. Vor dem Einsatz gab es viel taktische Vorbereitung: Welche Symbole bedeuten was? Welche Manöver sind auf welchem Gelände möglich? Wie verhält man sich bei einem Hinterhalt? Allerdings wurde damals, im Gegensatz zu heute ein weitaus geringeres Augenmerk auf die psychischen Aspekte gelegt.  „Da war nicht viel mit Vorbereitung auf den Einsatz oder gar eine Nachbereitung. Allein die Unterkunft, in welcher ich untergebracht war, war auf Grund der Größe und der Mehrfachbelegung, eine Herausforderung.“ Nach seiner Zeit im Feldlager Rajlovac trat Huhn seinen letzten Dienstposten als Kompaniechef an. Zu dieser Zeit bekam er ein Angebot von Siemens, welches er anschließend nach einiger Überlegung annahm. Die Entscheidung war alles andere als einfach für ihn. Zwar war er mit einzelnen Dingen innerhalb der Bundeswehr nicht immer zu 100 Prozent zufrieden, doch für ihn war es ein enormer Schritt seine Berufung aufzugeben. Denn trotz des Status eines Berufssoldaten und der damit einhergehenden Sicherheit, verließ Huhn im Juni 2000 die Bundeswehr.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Auch heute steht Huhn noch sehr positiv den deutschen Streitkräften gegenüber. Offiziere, die die Bundeswehr bald verlassen werden, suchen regelmäßig Kontakt zu ihm, denn er selbst hat diesen Weg beschritten. Bis heute vertritt Huhn eine klare Meinung: „Ein Offizier ist viel wertvoller für die Wirtschaft ist, als ihm selbst, aber vor allem den späteren Unternehmen, in welcher der Ausgeschiedene tätig wird, bewusst ist.“ Auch der gleichmäßige Anstieg von Verantwortung spielt hierbei eine große Rolle für ihn. Man beginnt seine Dienstzeit bei der Bundeswehr ohne Untergebene. Hierbei trägt man also ausschließlich die Verantwortung für sich selbst und sein eigenes Verhalten. Schritt für Schritt erhält der angehende Offizier mehr Verantwortung – für immer mehr Soldaten. Hierbei entwickelt er die Fähigkeit des Führens, trotzdem muss er sich weiterhin unterordnen. Bis heute wurde Huhn sehr durch seine Zeit als Mitglied der deutschen Streitkräfte geprägt. Besonders im Bereich Führung und dem korrekten Verhalten als Vorgesetzter. Eine sehr prägende Zeit stellt hierbei für ihn der Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr dar. „Die Grundbausteine bei dem Thema Führung bleiben die gleichen, egal ob im militärischen oder im zivilen Kontext. Hierbei erinnere ich mich an den Führungsquader. Dieser enthält vier Kernkompetenzen, aus welchen sich Schlüsselqualifikationen ableiten lassen. Zwar unterscheiden sich die Qualifikationen, jedoch die vier Kompetenzfelder bleiben gleich. “
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Heute bezeichnet sich Thorsten Huhn als ‚Handlungsschärfer’. Er unterstützt Unternehmer dabei, ihre Handlungen zu schärfen und sich ihren Tätigkeitsbereichen sicher und vor allem bewusst zu werden und somit eine bessere Führungskraft zu werden. „Dabei müssen Fragen geklärt werden wie: Wie schaffe ich es meine Handlungsspielraum zu bekommen, den ich benötige?“. Doch auch bei seinen heutigen Kunden macht Thorsten Huhn kein Geheimnis über seine Vergangenheit bei der Bundeswehr, auch wenn der ein oder andere nicht genau versteht, was er dort gemacht hat.
Um es den heutigen studierenden Offizieren etwas einfacher zu machen, ihre Stärken und Schwächen zu kennen, unterstützte Thorsten Huhn über mehrere Jahre hinweg das Studienangebot ‚Studium plus’ der Universität der Bundeswehr in München. In diesem interdisziplinären Studienzusatz geht es darum, die angehenden Offiziere der Bundeswehr aus ihrem gewohnten Studiengang herauszulösen und sie so über den Tellerrand hinausschauen zu lassen. Genau dabei unterstützte Huhn die Studierenden durch seine Seminare.

Zwar sind ehemalige Offiziere nicht das Hauptklientel von Thorsten Huhn, doch er betont, dass er gerne ein Coaching in diesem Bereich betreibt, denn er kann seine Erfahrungen und seine Expertise so an die ausscheidenden Soldaten weitergeben. Thorsten Huhn ist dadurch ein Verbindungsglied zwischen Bundeswehr und ziviler Industrie. „Der Offiziersberuf ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch mit Klischees verbunden und in seiner ganzen Bandbreite nur Interessierten und Insidern vollumfänglich zugänglich. Genau das sollten wir gemeinsam ändern, indem wir der Industrie zeigen, wie wertvoll Offiziere für sie sein können.“
Schließen
Zum Anfang

Audio

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Audios Rouamba

0:00
/
0:00
Audio jetzt starten
Zum Anfang

Testalumni

Zum Anfang

Interview

von Tobias Böhm, Martin Freier, Stefan Kaiser und Christoph Pieper
Zum Anfang

Vollbild
Wann und warum sind Sie zur Bundeswehr gegangen?

Den einen triftigen Grund habe ich gar nicht, ich bin eher etwas herein geschlittert. Es war ein Sammelsurium aus verschiedenen Dingen. Freunde waren bei der Bundeswehr und ihr Weg hat mich beeindruckt. Ich wusste aber noch nicht genau wo mich diese Reise hinführt. Der Weg fing also 1999 nach dem Abitur für mich an.  


Wie war ihr Werdegang in der Bundeswehr?

Ich war ein klassischer Soldat auf Zeit für 12 Jahre. Nach meiner Grundausbildung und dem Lehrgang zum Offizier an der Offizierschule der Luftwaffe, ging ich an die Universität der Bundeswehr in München und habe Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Darauf folgte ein Dienstposten zur Triebwerksinstandsetzung als Technischer Offizier. Danach ging es für mich wieder an die Universität der Bundeswehr. Dort wurde ich wissenschaftlicher Mitarbeiteroffizier und promovierte. Die letzten drei Jahre arbeitete ich noch im Systemunterstützungszentrum in Manching.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Wie war ihr Werdegang nach der Bundeswehr?

Ich hätte in dem zivilen Bereich in Manching bleiben können, aber ich wollte einen kleinen Umschwung erleben. Ich erhielt nach der Bundeswehr eine Stelle bei Eurocopter und durfte bei der Neuentwicklung des H160 mitarbeiten. Danach ging es für mich auf eine Professur Stelle an der TU Augsburg. München hat mich aber weiterhin gereizt und mein damaliger Doktorvater machte mich auf eine Stelle an der UniBw München aufmerksam. Dann wechselte ich vorerst in den Bereich Aeronautical Engineering, letztlich in den Bereich Leichtbau im Institut Luft- und Raumfahrttechnik.


Was haben Sie aus dem Militärischen mit ins zivile Arbeitsleben genommen?

Ich habe keinen typischen Weg in der Truppe gehabt. Ich hatte keine Führungsverantwortung als Chef und konnte so keinen militärischen Führungsstil entwickeln. Was ich aber mitgenommen habe ist, dass die Bundeswehr einen ziemlichen breit prägt. Ein souveränes Auftreten lernt man. Charakterlich wird man so geprägt, dass man zu seiner Meinung steht und der Umgang mit Menschen ist hier stark im Vordergrund.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Wie würden Sie ihre jetzige Arbeit kurz und knackig beschreiben?

Mein Fachgebiet ist der Leichtbau. Im Leichtbau untersuche ich, wie ich etwas leicht bauen kann. Zum Beispiel durch eine bestimmte Form, spezielle Werkstoffe oder durch eine geschickte Kombination. So kann man kurz und knackig mein Fachgebiet beschreiben.  


Welche Aufgaben machen Sie gerne und welche weniger gern?

Ich finde es immer spannend etwas Neues zu machen. Ein Thema neu zu erschließen und sich durchzubeißen. Ungern mache ich Dinge, die immer und immer dieselben sind. Ich mag es nicht das Thema dauernd und ohne nachzudenken durchzukauen. Ebenso bin ich jetzt kein großer Fan von Organisationsmaßnahmen mit Excel Listen oder ähnlichem.  


Was war Ihre größte berufliche oder private Herausforderung?

Die größte Herausforderung für mich war der Wechsel aus der Bundeswehr zu Eurocopter. Ich musste mich dort persönlich behaupten. Ich war viel in Frankreich unterwegs und arbeitete mit den Franzosen zusammen. Die haben einen nicht ganz für voll genommen. Die haben uns eher als Dienstleister wahrgenommen. Da mich durchzusetzen war eine gewaltige Herausforderung!
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Wie wird bei Ihnen das Berufliche mit dem Privaten vereinbart?

Das ist aktuell meine größte Herausforderung. Ich weiß gar nicht, ob man das alles unter einen Hut bekommt. Ich bewundere jeden, der dies schafft. Ich hatte viele Projekte im beruflichen Zweig und wollte natürlich auch Zeit mit meiner Familie haben. Als Ingenieur meint man, man kann irgendwie alles, aber das hat mir viel Zeit geraubt. Ich werde es nur nie schaffen so viel Zeit in meine fünf Kinder zu stecken wie ich es gerne wollen würde.


Missen Sie die Zeit in der Bundeswehr rückblickend?

Definitiv! Deswegen hat mich auch die Stelle hier so angesprochen. Man gehört wieder dazu, man hat auch viele Berührungspunkte mit der Politik. Es sind Belange, die die ganze Bundesregierung interessiert. Ich habe seit meiner Bundeswehrzeit meine Identifikation mit der Bundeswehr immer positiv gesehen!  


Was würden Sie einem jungen Menschen mitgeben, der den Schritt aus der Bundeswehr wagt?

Im Zivilen geht es erstmal vorrangig um den Job. Aber so gewaltig sind die Unterschiede nicht. Der Chef in der Bundeswehr oder im Unternehmen sind beide vorgesetzt und man macht die Dinge, die dieser verlangt. Beides ist ein Wagnis: Ob in der Bundeswehr bleiben oder in das zivile Arbeitsleben. Man muss es für sich abwägen. Ich muss wissen welche Ziele ich habe und diese verwirklichen!
Schließen
Zum Anfang

Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden