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Corona und die Filmwirtschaft

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Die Pandemie hat der Filmwirtschaft in Deutschland einen Dämpfer verpasst. Der Umsatz an den Kinokassen ist laut der Filmförderanstalt FFA im Jahr 2020 um rund 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Kinos mussten schließen, Filmstarts wurden verschoben und manche Filme mussten auf ihren geplanten Leinwand- Auftritt ganz verzichten. Auch Fernsehproduktionsfirmen konnten gar nicht oder nur mit aufwändigen und kostspieligen Corona- Maßnahmen weiterarbeiten und bangten um ihre Aufträge.

In diesem Multimedia-Dossier werfen wir einen genaueren Blick auf zwei Unternehmen, würdigen Filme, denen die große Leinwand versagt war und betrachten, wie die Pandemie für Bewegung in der Branche gesorgt hat.
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Das Filmtheater Sendlinger Tor

Das Filmtheater Sendlinger Tor

Das älteste Kino Münchens öffnete 1913 als Sendlingertor Lichtspiele. (Quelle: Filmtheater Sendlinger Tor / Archiv)
Das älteste Kino Münchens öffnete 1913 als Sendlingertor Lichtspiele. (Quelle: Filmtheater Sendlinger Tor / Archiv)
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Seit 1913 existiert das Filmtheater am Sendlinger Tor – ein Kinodenkmal im Herzen von München. Gemeinsam mit Geschäftsführer Christoph Preßmar blicken wir auf die über 100-jährige Geschichte des ehrwürdigen Hauses. Doch die Zeichen stehen schlecht. Nicht nur sorgt die Corona-Pandemie für die längste Schließung des Kinos seit seinem Bestehen, die Betreiberfamilie muss nun auch noch vor Gericht gegen die Schließung ihres Kinos kämpfen.

Am 17. Oktober 1913 flimmert zum ersten Mal ein Film über die Leinwand des Kinos, damals noch „Sendlingertor Lichtspiele“. Große Stumm- und später Tonfilmerfolge sowie hochrangige Gäste wie König Ludwig III., der letzte bayerische König, prägen die Anfangszeit des Kinos. Im Jahr 1945 übernahm die Familie Preßmar das Filmtheater am Sendlinger Tor schließlich als Pächterin. Heute betreibt das Familienunternehmen das Kino bereits in dritter Generation. Die einzigartige Architektur des Saals ist dabei bis auf einige Modernisierungen – zu Gunsten des Komforts – nahezu unverändert geblieben. Hinter den Kulissen aber versteckt sich modernste Kinotechnik, die kaum Wünsche offenlässt.

Die Corona-Pandemie bescherte dem Erfolgszug des Filmtheaters Sendlinger Tor dann jedoch ein vorerst jähes Ende. Über ein Jahr stehen die Bewohner Münchens vor den geschlossenen Türen „ihres“ Kinos. Trotz sinkender Zahlen konnte das Haus selbst im Mai noch nicht öffnen – obwohl die Möglichkeit zumindest theoretisch bestanden hätte. Zu restriktiv sind die Hygieneauflagen mit Zuschauerzahlbeschränkungen und dem Verbot von Snacks und Getränken, als dass eine wirtschaftliche Öffnung möglich gewesen wäre. Das eigentliche Problem aber sind die Filme selbst. Viele Blockbuster sind entweder verschoben worden oder bereits über Streaming-Anbieter erschienen, so dass für einen Kinostart kaum weitere Filme zur Verfügung stehen. Gleichzeitig lohnt es sich für die Filmverleiher kaum, die Filme nur regional anzubieten, sodass sich Kinofans noch bis zum bundesweiten Kinostart gedulden müssen.

Trotz der vielen Probleme lässt sich Familie Preßmar nicht unterkriegen und wartet geduldig darauf, endlich wieder Gäste im Haus begrüßen zu dürfen. Der Wunsch nach Kino ist da und wird bleiben, da sind sich die Betreiber sicher. „Das Feeling wird kein Streamingdienst ersetzen können. Die Wenigsten haben ja eine 50 Quadratmeter Leinwand zu Hause“ antwortet Christoph Preßmar mit einem Schmunzeln auf die Frage, warum er das Kino allgemein nicht durch Netflix, Amazon Prime und Co. bedroht sieht. „Corona hat sicherlich Sachen verändert. Aber die Gastronomie wird ja auch nicht durch den Abholservice verdrängt. Ich denke schon, dass sich die Leute danach sehnen mal wieder auszugehen“.

Die schlimmste Krise steht dem Familiengeschäft jedoch möglicherweise erst noch bevor. Denn derzeit entscheidet ein Richter, ob das Kinogeschäft von Familie Preßmar nach fast 80 Jahren schon bald geschlossen werden muss. Der Eigentümer des Gebäudes kündigte den Pachtvertrag aus den 50er Jahren und klagt auf Räumung. Die Preßmars vermuten, dass wirtschaftliche Interessen der Grund für die Klage sind. Eine anderweitige Nutzung, wie zum Beispiel. als Bar oder Club, ist durch den Denkmalschutz aber ausgeschlossen. Der Streit wird sich noch weiterziehen und die Betreiberfamilie möchte sich zur Not durch weitere Instanzen wehren. Einfach aufgeben will man nach so langer Zeit schließlich nicht.

Das älteste Kino Münchens öffnete 1913 als Sendlingertor Lichtspiele. (Quelle: Filmtheater Sendlinger Tor / Archiv)
Das älteste Kino Münchens öffnete 1913 als Sendlingertor Lichtspiele. (Quelle: Filmtheater Sendlinger Tor / Archiv)
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Und deswegen kämpfen wir einfach dafür,
dass dieses Kinodenkmal erhalten bleibt.“

Christoph Preßmar, Geschäftsführer

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Produktionsfirma Megaherz

In der Set-Kiste befindet sich alles für die Hygiene beim Dreh
In der Set-Kiste befindet sich alles für die Hygiene beim Dreh
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Die Filmproduktionsfirma Megaherz hat es geschafft trotz Pandemie ihre Projekte fortzusetzen. Verschiedene Maßnahmen mussten ergriffen werden, um Ansteckungen beim Dreh auszuschließen. Das Unternehmen konnte die Krise bewältigen, ohne dabei ein Filmprojekt aufzugeben.

Seit 1983 produziert die Megaherz GmbH Reportagen, Serien und Dokumentarfilme. Unter anderem arbeitet sie für Das Erste, den Bayerischen Rundfunk, den Südwest Rundfunk und Kika. Zu den bekanntesten Produktionen des Unternehmens gehören die Kindersendung Willi wills wissen und die Landfrauenküche.

„Corona war anfangs ein Schock für die Produktion“, sagt Fidelis Mager, Geschäftsführer von Megaherz.  Zunächst gab es Verunsicherung, wie es mit den Produktionen weitergehen sollte. Die schlagartige Verbreitung des Virus in Deutschland legte in vielen Unternehmen die Arbeit lahm. So schien es auch der Megaherz zu ergehen. Doch die Verantwortlichen reagierten schnell auf die Pandemie. Sie ergriffen Maßnahmen, um trotz Covid-19 drehen zu können, und die Produktion konnte weitergehen.

Disponentin Lavinia Wagemans musste einiges umplanen, um die Corona- Verordnungen umsetzen zu können. Die Filmteams fahren nun in zwei statt einem Fahrzeug, ein transparenter Spuckschutz trennt die einzelnen Sitze und „Set-Kisten“ werden zum festen Bestandteil der Ausrüstung. Diese Kisten beinhalten notwendige Artikel, um die besondere Hygiene am Set zu garantieren. Desinfektionsmittel und Desinfektionstücher, FFP2 Atemschutzmasken, Einweghandschuhe, Frischhaltefolie zum Abdecken von Mikrofonen und Einweg- Schminksets begleiten das Team bei jedem Dreh.

Mithilfe eines fest montierten Fieberthermometers am Eingang des Büro- Gebäudes können Mitarbeiter morgendlich ihre Temperatur überprüfen und Desinfektionsmittel an allen Arbeitsplätzen helfen, Keime zu vermeiden. Alle die können, arbeiten im Homeoffice und Cutter schneiden remote, d.h. dass die Redakteure den Schnitt online verfolgen können.  

Fidelis Mager ist überzeugt, dass Online-Konferenzen auch in Zukunft häufiger Präsenz-Meetings ersetzen werden. Es spare Zeit und mache den Arbeitsalltag angenehmer, sagt er im Interview. Mit den Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung des Virus hat die Megaherz es geschafft, erfolgreich weiter Filme und Serien zu produzieren, ohne Aufträge zu verlieren.
In der Set-Kiste befindet sich alles für die Hygiene beim Dreh
In der Set-Kiste befindet sich alles für die Hygiene beim Dreh
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„Corona war anfangs ein Schock für die Produktion“

Fidelis Mager
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Berlin, Berlin

Zwischen Katastrophen, Männern und wahrer Freundschaft

So hat Lolle sich ihren schönsten Tag nicht vorgestellt: Statt zu heiraten, landet sie vor dem Richter. (©Constantin Film)
So hat Lolle sich ihren schönsten Tag nicht vorgestellt: Statt zu heiraten, landet sie vor dem Richter. (©Constantin Film)
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Die Corona-Pandemie hat die Filmindustrie stark beeinflusst und wegen geschlossener Filmtheater müssen die Produktionsfirmen umdenken. Anstatt den Film „Berlin, Berlin“ wie geplant in die Kinos zu bringen, entschieden sich die Produzenten, die Rechte an den Streaming-Dienst Netflix abzugeben.

Extreme Situationen zwingen Menschen zu extremen Handlungen – so die Überzeugung von Lolle Holzmann. Dabei fing der vermeintlich schönste Tag ihres Lebens so gut an: Lolle ist dabei, ihren Jugendfreund Hart zu heiraten. Doch die Hochzeit wird durch ihren Langzeitflirt Sven vereitelt. Auf der rasanten Flucht von ihrer Beinah-Hochzeit geht alles schief und Lolle landet vor Gericht. „Frau Holzmann, ich verurteile Sie…“ – damit beginnt das Chaos. Neu an Lolles Seite ist die freche und bei den Fans umstrittene Figur der Dana (Janina Uhse). Aber auch „alte“ Bekannte wie Matthias Klimsa (Hart) und Jan Sosniok (Sven) sind wieder mit dabei.  

13 Jahre nach Ende der erfolgreichen ARD Serie „Berlin, Berlin“ ist Felicitas Woll als Lolle Holzmann zurück im Kino. So war zumindest der Plan, denn kurz vor der Premiere mussten alle Kinos pandemiebedingt geschlossen werden. Anstatt bis zur Wiedereröffnung zu warten, ging die Produktionsfirma als eine der ersten neue Wege und veröffentlichte den Film über den Streamingdienst Netflix. Denn der Bedarf der großen Streaming-Dienste an Filmen und Serien ist nach wie vor hoch. Die Produktionen laufen derzeit auf Hochtouren, so Friedrich Oetker der Co-Produzent von „Berlin, Berlin“. Die Streaming-Dienste gelten in der Filmindustrie als große Gewinner der Pandemie. Schließlich möchten Zuschauerinnen und Zuschauer immer neue Inhalte sehen.

„Wenn man einen richtigen Filmhit im Kino hat, ist das ein ungleich höherer Umsatz als man durch eine Produktion bei Amazon, Netflix oder Joyn hat.“

Bisher hieß es im Allgemeinen: „Kino first“. Es war üblich, erst alle produzierten Filme über das Kino und dann über andere Distributionswege zu publizieren. Nun werden aufgrund der Pandemie neue Geschäftsmodelle entwickelt. So werden Produktionen wahlweise nur über Streamingdienste oder über Kinos und Streamingdienste parallel vertrieben. Andere Filme hingegen werden für den Kinostart in Warteschleife gesetzt. Meist handelt es sich hierbei jedoch um richtige Kinohits, denn der Verkauf von Kinotickets erzielt im Idealfall ungleich höheren Umsatz als die Verwertung über Streamingdienste. Doch nicht nur ein geringerer Umsatz ist mit der Distribution über Netflix u.ä. verbunden. Auch bereits gezahlte Fördermittel für die Filmproduktionen müssen gegebenenfalls von den Produktionsfirmen zurückgezahlt werden.

In der Filmindustrie hat Covid-19 also seine Spuren hinterlassen. Neue Geschäftsmodelle sind geschaffen worden. Und doch ist und bleibt es wichtig, die Kinos in Deutschland zu erhalten. Sie sind Begegnungs- und Erfahrungsraum, in dem Menschen aufeinander treffen können, so Friederich Oetker. Ebenso machen Kinos einen großen Teil der deutschen Kunst- und Kulturbranche aus und die Filmindustrie sichert viele Arbeitsplätze. Oetker ist sich sicher, dass die Menschen auch nach der Pandemie ins Kino gehen werden. Kino war stets in der Lage, sich anzupassen und das wird auch erneut der Fall sein. Denn auch nach der Pandemie werden die Mischformen zwischen Kino- und Streaming-Distribution erhalten bleiben.

Für alle Fans der Serie und die, die ihn verpasst haben: Der Film wird demnächst in der ARD zu sehen sein.
So hat Lolle sich ihren schönsten Tag nicht vorgestellt: Statt zu heiraten, landet sie vor dem Richter. (©Constantin Film)
So hat Lolle sich ihren schönsten Tag nicht vorgestellt: Statt zu heiraten, landet sie vor dem Richter. (©Constantin Film)
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„Kino gilt es unbedingt zu schützen. (…)
Es sind Orte der Begegnung, denn da treffen alle aufeinander.“

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Und morgen die ganze Welt

Luisa und ihre Freunde kämpfen mit Schildern und Parolen auf Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus für eine bessere Zukunft.
Luisa und ihre Freunde kämpfen mit Schildern und Parolen auf Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus für eine bessere Zukunft.
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Um uns vor dem Fernseher über unsere Politiker und deren (Nicht-)Taten aufzuregen, bedarf es keiner größeren Anstrengung. Um aktiv etwas zu verändern, braucht es mehr. Im Film „Und morgen die ganze Welt“ erzählt Regisseurin Julia von Heinz, wie sich junge antifaschistische Aktivisten für eine Welt einsetzen, in der sie leben wollen. Dabei werden dem Zuschauer die Grenzen zwischen friedlichem Widerstand und Gewalt gegen den Gegner dargestellt. Wie weit darf man gehen, um etwas zu verändern?

Die Regisseurin Julia von Heinz spiegelt mit dem im Jahr 2020 erschienenen Film „Und morgen die ganze Welt“ ihre persönlichen Erlebnisse aus vergangener Zeit als Mitglied einer antifaschistischen Initiative wider. Der Film zeigt Luisa, eine Mannheimer Jurastudentin aus gutem Hause, die mit ihrer Freundin Batte bereits seit Schulzeiten Mitglied der Antifa (Antifaschistische Aktion) ist und sich einer linken Gruppierung angeschlossen hat. Dort trifft sie auf Lenor und Alfa, die unterschiedliche Meinungen vertreten, was Gewalt betrifft. Luisa selbst scheint gemäßigt, bis sie bei einer Demonstration Opfer eines übergriffigen Neonazis wird. Diese bisher unbekannte Hilflosigkeit und Ohnmacht wecken eine Wut in ihr, die sie immer weiter in die Gewalt treibt. Was zu Beginn friedliche Demonstrationen mit Schildern und Plakaten gegen Nazis waren, artet letztlich in gewaltsame Zerstörung von Autos sowie Körperverletzungen bis hin zu Mordgedanken aus. So schafft es der Film „Und morgen die ganze Welt“, dass die Zuschauer sich selbst immer wieder die Frage stellen: Wenn man Gewalt mit Gewalt bekämpft, was unterscheidet einen dann noch von seinen Gegnern? Bereits in den 90er Jahren hatte die Regisseurin die Idee zum Film. Allerdings war damals das Interesse der Allgemeinheit zu gering. Fast drei Jahrzehnte später kam der Film im Oktober 2020 in die Kinos – und lief nur für vier Tage; er erreichte laut dem Online Fachmagazin Blickpunkt:Film in diesem Zeitraum knapp 30.000 Besucher. Dann kam der zweite Corona-Lockdown und die Kinos mussten schließen. Somit wurde der Film auf dem Streaming–Anbieter NETFLIX veröffentlicht. Dabei hätte der Film viel mehr Aufmerksamkeit auf der großen Leinwand verdient, denn er trifft den politischen Zeitgeist. Die Regisseurin Julia von Heinz stellt Analogien zwischen der fiktiven Partei “Liste 14“ und der AFD her, die in unserer Gesellschaft allgegenwärtiger Diskussionsgegenstand ist. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 des Bundeskriminalamtes über die Fallzahlen politisch motivierter Kriminalität geht hervor, dass rund 45.000 Straftaten im Jahre 2020 in Deutschland erfasst wurden. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von knapp 9%.  „Propagandadelikte, Beleidigungen und Volksverhetzungen umfassen in der Summe 57,25 % aller gemeldeten Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität.“ Bundeskriminalamt-Präsident Holger Münch stellt fest, dass die gestiegenen Fallzahlen mitunter auf gesellschaftliche Differenzen und auf bestehende Radikalisierungsneigungen zurückzuführen sind, weshalb das Amt seine Kapazitäten und Vorkehrungen erweitern müssen. Diese erwähnte Gewalt wird im Film zwar thematisiert, aber die Nazis bleiben schemen- und klischeehaft: Mit Lederjacken, Glatze und breiten Schultern. Es gibt keinen Dialog zwischen Luisas Gruppe und ihren Gegnern. Das Nazi-Klischee wird erst ganz am Ende aufgeweicht, als Luisa bewusst wird, wie weit sie für ihren Kampf bereit ist zu gehen. Laut der Schauspielerin Mala Emde spiegelt der Film das Bedürfnis nach Veränderung in unserer Gesellschaft wider und zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, um aktiv etwas für unsere Zukunft zu tun. Dennoch werden auch die Schattenseiten aufgezeigt, die die Handlungen radikaler Bewegungen mit sich bringen. Der Zuschauer kann sich somit von allen Seiten ein Bild machen und selbst entscheiden, ob und welchen Weg er einschlägt.  
Luisa und ihre Freunde kämpfen mit Schildern und Parolen auf Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus für eine bessere Zukunft.
Luisa und ihre Freunde kämpfen mit Schildern und Parolen auf Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus für eine bessere Zukunft.
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„Gewaltfreier Widerstand gegen Nazis?
Das ist absoluter Schwachsinn.“

Alfa in „Und morgen die ganze Welt“
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Babylon Berlin - Staffel 3

Blutmai: 1. bis 3. Mai 1929 (Ausschnitt Sky-Trailer, Staffel 1).
Blutmai: 1. bis 3. Mai 1929 (Ausschnitt Sky-Trailer, Staffel 1).
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Die Serie „Babylon Berlin“ ist nicht nur spannende Fernseh- Unterhaltung auf höchstem Niveau, sondern ebenfalls eine fesselnde Geschichtsstunde – auch für ein jüngeres Publikum. Ihre Macher lassen die Ära der Weimarer Republik mit allen ihren Extremen im Hintergrund einer Kriminal- Handlung aufleben. Die erste Staffel der teuersten Serie Deutschlands startete vor 4 Jahren auf Sky. Nun dreht das Team die vierte Staffel der Erfolgsproduktion– trotz Corona.

Der junge Kommissar Gereon Rath wird von Köln in die Großstadt Berlin versetzt. Dort gerät er mit der Stenotypistin Charlotte Ritter zwischen die Fronten von skrupelloser Korruption, gewaltgeprägtem Drogen- und Waffenhandel und radikalen Kräften, die sowohl von links als auch rechts die Republik unter Druck setzten. Darüber hinaus hat er mit einem Kriegstrauma zu kämpfen, das ihn obwohl -oder gerade weil- er versucht es zu unterdrücken, immer wieder in Gefahr bringt. Die packende Erzählung konnte von den Zuschauern ab dem 13. Oktober 2017 mitverfolgt werden. Die Serie basiert auf den Kriminalromanen des Autors Volker Kutscher. Die Produzenten und Regisseure Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten entwickeln die Drehbücher auf dieser Grundlage, gehen aber in der Filmhandlungen teilweise über das Buchmaterial hinaus und versetzen die Zuschauer in einen Bann, der das Weglegen der Fernbedienung selbstverständlich macht. Die Hauptfiguren sind der Kommissar Gereon Rath, verkörpert vom deutsch-österreichischen Schauspieler Volker Bruch, und Charlotte Ritter, die von Lisa Fries gespielt wird. Die Story beginnt im Jahr 1929. Einerseits sind die Menschen hoffnungsvoll, die Wirtschaft könne sich in den Folgejahren positiv entwickeln. Auf der anderen Seite steht der schwelende Nazi-Konflikt, der durch zunehmend gewaltgeprägte Ereignisse passend in Szene gesetzt wird. Die Atmosphäre innerhalb Berlins ist also extrem und von Ambivalenzen geprägt. Tom Tykwer schafft es, das Flair Berlins zu Zeiten der 1920er Jahre wieder aufleben zu lassen. Die Gestaltung verwebt Szenerie, Licht, Kostüm und Soundtrack zu einer dichten Atmosphäre, die den Zuschauer zum Zeitreisenden macht.
 
Geschichtswissenschaftler Dr. Hanno Hochmuth vom Leibniz- Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, hat sich in seiner Forschung mit der Serie Babylon Berlin beschäftigt und kommt, ähnlich wie wir, zu dem Schluss, dass die Produktion in der Zukunft ebenso erfolgreich sein wird.

Babylon Berlin spiegelt das gesellschaftliche Leben während der zwanziger Jahre überzeugend wider. Durch die Einbindung kriminalistischer Tathergänge in historische Ereignisse wurde eine Serie erschaffen, die dem Publikum eine spannungsgeladene und fesselnde Erzählung liefert. Egal, ob jung oder alt, die Geschichte hat das Potenzial jeden in seinen Bann zu ziehen. 



Blutmai: 1. bis 3. Mai 1929 (Ausschnitt Sky-Trailer, Staffel 1).
Blutmai: 1. bis 3. Mai 1929 (Ausschnitt Sky-Trailer, Staffel 1).
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Das ist eine riesige Produktion und eine riesige Geldmaschine, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Ich gehe sehr stark davon aus, dass das noch ein paar weitere Staffeln nach sich ziehen wird.“

Dr. Hanno Hochmuth, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
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