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  • Video: Emilia Born

Wenn Tiere auf der Straße landen, kein Zuhause mehr haben oder in Not sind, helfen ihnen regionale Tierschutzvereine.

In und um München ist dafür der Tierschutzverein München e.V. verantwortlich. Der Verein betreibt zwei große Einrichtungen: ein Tierheim in Riem sowie einen Gnadenhof in Kirchasch im Landkreis Erding.

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Eine Multimediastory von Sara Schramm und Emilia Born

Tierschutz in München

Wie er funktioniert und welche Einrichtungen und Menschen dahinterstehen.
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Der Tierschutzverein

Der Tierschutzverein München e.V. finanziert sich nur zu zehn Prozent aus städtischer Förderung. Ganze 90 Prozent der Kosten decken Spenden oder Erbschaften von Tierliebhaberinnen und Tierliebhabern. Die geringe Unterstützung seitens der Stadt sei vielen gar nicht bewusst, sagt Kristina Berchtold. Sie ist Pressesprecherin des Vereins und selbst Tierbesitzerin.

Berchtold erklärt, welche Tiere in welche Einrichtung kommen: „Generell kommen alle Tiere aus dem Stadtgebiet und Landkreis München erstmal ins Münchner Tierheim in Riem. Der Gnadenhof ist in erster Linie für Nutztiere und Haustiere, die mit der städtischen Unruhe nicht zurechtkommen, die eine ruhigere Umgebung benötigen und auch solche Tiere, die wahrscheinlich für längere Zeit bleiben.“



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Kristina Berchtold, Pressesprecherin des Tierschutzvereins München e.V., mit Hündin Luna

Berchtold hält Tierheime für wichtige Einrichtungen, denn „wohin mit den Tieren, die niemand mehr will?“. In Deutschland hätten wir sonst eine ähnliche Situation wie in Südosteuropa, sagt sie.

In Ländern wie Bosnien, Albanien oder Serbien leben mehrere Millionen Hunde und Katzen auf der Straße – unter meist schlimmen Bedingungen. Das liegt vor allem daran, dass in diesen Staaten Tierschutzgesetze nicht kontrolliert werden, Tiere oft nicht kastriert sind und bestehende Tierheime finanziell nicht so gut aufgestellt sind.

Damit sich Berchtold und ihr Team sicher sein können, dass Haustiere nach ihrer Adoption aus dem Tierheim auch artgerecht gehalten werden, finden Vor- und Nachkontrollen statt. Dafür besuchen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen die neuen Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer, ohne es vorher anzukündigen.

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So viele Tiere leben in deutschen Haushalten

In Deutschland lebte 2023 in der Hälfte aller Haushalte mindestens ein Tier – das sind insgesamt etwa 39 Millionen Tiere. Am häufigsten waren Katzen, Hunde und Kleintiere wie Hamster vertreten.

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Leider kommen nicht alle auf Dauer mit ihren Haustieren zurecht. Häufig seien Menschen mit den Kosten oder der Zeit überfordert, die ein Tier braucht, weiß Berchtold. Es könne aber laut Berchtold auch ein Arbeitsplatzwechsel oder eine Scheidung dahinterstecken, dass Tiere abgegeben würden.

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Perspektive Tierheim

Wenn sich Münchner Tierbesitzer und Tierbesitzerinnen entscheiden, ihr Tier abzugeben, oder Menschen ohne Tier sich für eines entscheiden, führt sie das in die Brukenthalstaße 6, im Münchner Nordosten.

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Tiere leben aktuell im Tierheim München

(Stand: Januar 2025)



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Auf einen Blick

Aktuell (Stand: Januar 2025) beherbergt das Tierheim rund 700 Tiere. Die Grafik zeigt die Verteilung der einzelnen Tierarten.

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Einblicke in das Tierheim und seine Bewohner

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Über 100 Mitarbeiter, darunter Tierpfleger oder Tierärztinnen, sorgen jeden Tag für die rund 660 Tiere. Sie kümmern sich um neu abgegebene Tiere, helfen bei der Vermittlung, beraten neue Tierhalterinnen oder bieten Führungen an.

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Das Tierheim München bringt die Tiere je nach Art in einem der vielen Häuser unter

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Im Katzenhaus leben rund 120 der Vierbeiner

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Tür an Tür reihen sich die Katzenzimmer. Hinter den Türen warten die felligen Bewohner ungeduldig auf die morgendliche Fütterung.



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Kater Baltazar ist ein „Dauersitzer“– er wartet schon lange darauf, weitervermittelt zu werden

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Da Baltazar sich öfters aggressiv verhält und manchmal Pflegerinnen und Pfleger attackiert, braucht er vor allem erfahrene Katzenliebhaberinnen und Katzenliebhaber, die ihn aufnehmen

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Zwei Portionen Nassfutter und einmal Trockenfutter täglich. Das muss reichen. Das Futter erhält das Tierheim vor allem durch Sachspenden.

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Katzen mit besonderen medizinischen Bedürfnissen erhalten zum Beispiel Allergikerfutter

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Manche Katzen sind nicht gerne alleine – das Tierheim sucht dann nach passenden Zimmergenossen, damit sich die Tiere wohl fühlen

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Das Katzenduo Milli (rechts) und Vanilli war zum Zeitpunkt des Interviews noch Tierheimgast. Mittlerweile haben beide ein neues Zuhause gefunden.

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Katzen, die sich ein Zimmer teilen und zusammen im Tierheim abgegeben wurden, werden ausschließlich zusammen weitervermittelt

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Mit Spielzeug, Versteckmöglichkeiten und Futternäpfen haben die Katzen alles, was sie brauchen. Dreimal täglich kommen Pflegerinnen und Pfleger, um nach den Tieren zu schauen. Kranke Tiere werden zudem von Tierärztinnen oder Tierärzten besucht.

Was passiert mit Tieren, die im Tierheim abgegeben werden?

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FAQ Tierheim München

Welche Tiere nimmt das Tierheim auf?

Es werden Haustiere, heimische Wildtiere und teils Bauernhoftiere aufgenommen. Für Reptilien ist die Auffangstation für Reptilien München e.V. zuständig.

Wie hoch sind die Kosten für die Versorgung der Tiere?

Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf rund sieben Millionen Euro. Darunter fallen Kosten für Futter, Material, Pflegepersonal und tierärztliche Versorung. Monatlich sind das umgerechnet circa 583.000 Euro.

Wie viele Tiere werden jährlich vermittelt?

Rund 1.000 Tiere

Was sind die häufigsten Gründe für die Abgabe eines Tieres?

Überforderung (finanziell, haltungsbezogen, zeitlich), Tierhaarallergie, Versterben des Tierhalters, Versterben des Partnertiers, Wohnungs- oder Arbeitsplatzwechsel, Scheidung oder Trennung



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Für die jährliche Betreuung von mehr als 8.000 Tieren hat das Tierheim in München viele engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Wir haben mit drei von ihnen gesprochen.

Als Tierpflegerin

im Tierheim

Bundesfreiwilligendienst im Tierheim

„Also ich bin in erster Linie jetzt ein halbes Jahr bei den Katzen vorgesehen und dann gehe ich ein halbes Jahr zu den Kleintieren“, sagt Lilli.

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Tierpflegerin Lilli arbeitet erst seit ein paar Monaten im Tierheim. Während ihres Bundesfreiwilligendienstes lernt sie den Arbeitsalltag der Pflegerinnen und Pfleger kennen.

Katzen füttern, medizinisch versorgen und deren Zimmer sauber halten: Lilli hat bereits viel Verantwortung. Einzig die Vermittlung übernehmen vorrangig die berufserfahrenen Pflegerinnen und Pfleger.

Für Lilli zeichnet sich das Tierheim vor allem durch seine Größe aus:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Nicht jedes Tierheim hätte die Kapazitäten, sich um Wildtiere zu kümmern, weiß sie. Wildtiere, das sind zum Beispiel Igel, Enten oder Vögel. Nachdem sie aufgepeppelt wurden, werden sie wieder in der Natur freigelassen.

Mit „learning-by-doing“ habe sich Lilli sehr viel Wissen über die Tiere angeeignet, gerade was deren Krankheiten und Wesen angehe. Wenn es morgens gegen 8 Uhr dann mit dem Zubereiten der Futterportionen losgeht, sitzt bei Lilli jeder Handgriff. Sie weiß genau, welche Katze welches Futter verträgt und welcher Kater noch ein Medikament braucht. Auch mit dem angriffslustigen Kater namens Baltazar kann sie umgehen: „Es gibt einfach manchmal so Katzen, wo man das Gefühl hat, dass die es einem vom Charakter her total angetan haben.“

Manche der felligen Bewohner kennt Lilli bereits seit sie mit dem Bundesfreiwilligendienst begonnen hat. ‚Dauersitzer‘ – so nennt man Katzen, die sehr lange auf ein neues Zuhause warten müssen. „Das tut einem manchmal schon echt leid“, sagt Lilli. Am einfachsten vermittelt werden „Welpen, Jungtiere, gesunde und unkomplizierte Tiere“, weiß Kristina Berchtold, Pressesprecherin des Tierschutzvereins.

Lilli hat selbst auch zwei Katzen, die zuhause auf sie warten. Hier im Tierheim „kann man einfach dafür sorgen, dass es den Tieren gut geht. Das ist echt schön“, schwärmt sie.

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Vom Maler zum Pfleger

Quereinsteiger im Tierheim

„Hier in diesem Tierheim bin ich seit eineinhalb Jahren jetzt. Vorher war ich fast fünf Jahre im Stuttgarter Tierheim, auch für die Katzen zuständig“, sagt Michael.

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Quereinsteiger Michael hatte vorher einen Malerbetrieb. Vor acht Jahren entschied er sich für die Arbeit mit Tieren.

Michael gehörte vor seiner Zeit als Tierpfleger eine Malerfirma. „Irgendwann mal war ich total ausgelaugt und es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht“, erzählt er. Nach einem Orientierungsjahr und Ehrenamt im Tierheim habe ihm die Arbeit so sehr gefallen, dass er dachte: „Das ist was für mich.“

Nach und nach wurde er intern zum Tierpfleger eingearbeitet. Und bereut diese Entscheidung bis heute nicht – im Gegenteil:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Tieren zu helfen, die keine Stimme haben, sei einfach erfüllend, ergänzt er. Dennoch räumt Michael auch die Schattenseiten als Tierpfleger ein. „Es ist natürlich stressig, wenn du mit Tieren arbeitest, du nimmst viel mit nach Hause gedanklich.“

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Ausbildung

im Tierheim
Seitdem ich ein kleines Mädchen war, wusste ich, dass ich später unbedingt mit Tieren arbeiten möchte.
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Elisabeth ist ausgebildete Tierpflegerin. In ihren drei Jahren als Azubine lernte sie nicht nur alles über den richtigen Umgang mit Tieren, sondern auch, wie man ein Gespür dafür bekommt, ob Tier und Interessent wirklich zusammenpassen.

Für Elisabeth erfüllen Tierheime zwei wichtige Rollen. „Es gibt am Ende viel zu viele Haustiere, die einfach kein Zuhause haben“, erklärt sie, „und damit Menschen da auch die Möglichkeit haben, sich einen neuen Mitbewohner zu suchen, anstatt das Tier vom Züchter zu holen.“

Das Schönste und Wichtigste zugleich ist für die ausgebildete Tierpflegerin die Weitervermittlung der Tiere:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born
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Wie wird man eigentlich Tierpfleger/in in der Fachrichtung Tierheim und Tierpension ?

Allgemeine Informationen

Berufstyp:

Anerkannter Ausbildungsberuf

Ausbildungsart:

Duale Ausbildung in Industrie und Handel (geregelt durch Ausbildungsverordnung)

Ausbildungsdauer:

3 Jahre 

Lernorte:

Ausbildungsbetrieb und Berufsschule (duale Ausbildung)

Was macht man in diesem Beruf?

Tierpfleger/innen der Fachrichtung Tierheim und Tierpension versorgen und pflegen Heimtiere und kümmern sich intensiv um sie. Tiere, die ins Tierheim kommen, sind häufig traumatisiert. Um Verhaltensstörungen entgegenzuwirken, beobachten Tierpfleger/innen das Verhalten der Tiere besonders aufmerksam und bringen viel Geduld im Umgang mit ihnen auf. Sie versorgen die Tiere mit Futter und richten artgerechte Tierunterkünfte ein, die sie auch reinigen und instand halten.

Tierpfleger/innen beraten die Tierbesitzer, die ihre Heimtier in einer Tierpension unterbringen möchten, und kümmern sich um die Vermittlung von Heimtieren aus dem Tierheim. Dazu schließen sie unter anderem Aufnahme- und Abgabeverträge ab. Darüber hinaus fallen verwaltende Aufgaben wie die Anschaffung von Futtermitteln an.

Wo arbeitet man?

Tierpfleger/innen der Fachrichtung Tierheim und Tierpension finden Beschäftigung in Tierheimen und Tierpensionen.

Was sind die Ausbildungsinhalte?

Halten und Versorgen von Tieren in Tierheimen und Tierpensionen, Erziehung von Hunden, Verwaltung von Tierheimen und Tierpensionen, Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit

Welcher Schulabschluss wird erwartet?

Rechtlich ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben, um die Ausbildung absolvieren zu dürfen. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss oder Hochschulreife ein.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Tierpfleger/innen der Fachrichtung Tierheim und Tierpension sollten über die folgende Fähigkeiten verfügen:

Beobachtungsgenauigkeit, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein, Handwerkliches Geschick und Kundenorientierung.

Was verdient man in der Ausbildung?

Beispielhafte Ausbildungsvergütungen pro Monat:

1. Ausbildungsjahr: € 1.218 (öffentlicher Dienst)

2. Ausbildungsjahr: € 1.268 (öffentlicher Dienst)

3. Ausbildungsjahr: € 1.314 (öffentlicher Dienst)

Welche Fachrichtungen für Tierpfleger/innen gibt es außerdem?

Tierpfleger/innen der Fachrichtung Forschung und Klinik unterstützen Tierärzte oder wirken bei Tierversuchen mit.

Tierpfleger/innen der Fachrichtung Zoo betreuen Tiere aller Gattungen im Zoo.

Ehrenamt

im Tierheim

Tierheime wie das Münchner Tierheim sind auch auf Ehrenamtliche angewiesen, die sie unterstützen. Peter ist einer von rund 80 Gassigeherinnen und Gassigehern.

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Peter und Hund Dino vor ihrer täglichen Gassirunde: Als Gassigeher geht Peter mit den Hunden spazieren - und macht dabei selbst ordentlich Kilometer

Gassigeher Peter stellt sich vor:

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Dürfen wir vorstellen? Das ist Dino:

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Dino sucht aktuell noch ein Zuhause. Um mehr über ihn zu erfahren, schauen Sie gerne hier vorbei.

Peter findet es wichtig, dass die Hunde aus dem Tierheim auch mal raus kommen und erklärt, was ihn bei seinem Ehrenamt motiviert:

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Wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, Zeit mit Hunden an der frischen Luft zu verbringen, informieren Sie sich hier über das Ehrenamt beim Tierschutzverein München e.V.

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Wie komme ich an ein Haustier aus dem Tierheim?

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Auf einen Blick

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  • Atmo: Sara Schramm

Perspektive Gnadenhof

Wenn Tiere schon alt sind oder chronisch erkrankt, bringt der Tierschutzverein München e.V. sie nach Kirchasch.

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Tiere beherbergt der Gnadenhof in Kirchasch

(Stand: Januar 2025)

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Auf einen Blick

Der Gnadenhof liegt südöstlich von Erding. Umgeben von Bauernhöfen und Feldern, fernab vom Trubel der Stadt, kommen Mensch und Tier hier zur Ruhe.

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Unterwegs auf dem Gnadenhof

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Südöstlich von Erding liegt Kirchasch. Bauernhöfe und Felder zeichnen die Landschaft. Ein Feldweg führt zum Gnadenhof des Tierschutzvereins München e.V. Der Hof beheimatet aktuell rund 150 Tiere (Stand: Januar 2025).

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Auch das Brillenschaf Hannibal wohnt auf dem Hof – und freut sich, wenn es Aufmerksamkeit durch die Pflegerinnen und Pfleger oder Besuchende erfährt

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Für ehemalige Nutztiere wie Hannibal ist der Gnadenhof die angenehme Alternative zum Tierheim. Der Hof ist vor allem für Tiere gedacht, die es lieber ruhiger mögen und voraussichtlich länger bleiben.

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Der Gnadehof rettet Tiere zum Beispiel aus schlechter Haltung. Die Hühner kommen aus Legebatterien: sie sehen auf dem Hof zum ersten Mal Tageslicht und dürfen einfach ‚Huhn sein‘.

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Bewohner mit Hörnern: Auch Nutztieren wie Ziegen bietet der Hof eine zweite Chance. Die Ziegen stammen aus schlechter Haltung und sind chronisch krank. Weitervermittelt werden können sie nicht mehr. Dafür dürfen sie hier noch ihr Ziegendasein genießen.

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Durch die ländliche Lage des Hofs können die Hunde gut zur Ruhe kommen. Wer Erfahrung mit Hunden hat, den lädt der Gnadenhof auch dazu ein, sich als Gassigeherin oder Gassigeher anzumelden. Nach einem kurzen Gespräch und Seminar kann es dann losgehen.

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15 Hunde wohnen zurzeit in Zwingern auf dem Gnadenhof. Durch lautes Bellen machen sie auf sich aufmerksam – auch der Rüde Pongo, ein ehemaliger Straßenhund, reagiert auf Neuankömmlinge meist laut und aufgeregt.

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Hunde, die hier untergebracht sind, sind meistens nichts für Anfänger. Sie kommen oft aus schlimmen Verhältnissen und brauchen hundeerfahrene Menschen, die ihnen gewachsen sind.

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Mittagsruhe im Katzenhaus: 40 Katzen beherbergt der Hof

Auf dem Gnadenhof sorgen Tierpfleger und Tierpflegerinnen täglich dafür, dass die tierischen Bewohner sich wohl fühlen.

Wir haben mit zwei Pflegerinnen gesprochen.

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Als Tierpflegerin

auf dem Gnadenhof

Als Tierpflegerin brauche man laut Susi vor allem eines: Empathievermögen. „Das hat man oder man hat es nicht“, sagt sie. Susi lernte den Gnadenhof zunächst als Ehrenamtlerin kennen. Vor dreieinhalb Jahren dann der Entschluss: hauptamtliche Tierpflegerin mit Leib und Seele.

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Tierpflegerin Susi kennt den Gnadenhof seit 13 Jahren. „Tier an Tier“ wohnt sie direkt auf dem Hof – „einfach ein wunderschönes Leben“, sagt sie.

Susi räumt zunächst mit Klischees zu ihrem Beruf auf:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Dazu kommt die Beschäftigung mit den Tieren. Gerade Hunde „brauchen eben noch mehr Sozialkontakt“, erklärt sie.

Auf dem Hof leben vor allem ältere oder chronisch kranke Tiere. Aber auch Tiere, die im Tierheim gestresst und überfordert reagieren, können in Kirchasch einquartiert werden. Aber der Hof ist für seine Bewohner keine Endstation.

„Unbedingt Zwischenstation. Wir sind auch immer bemüht, auch gerade die älteren Hunde noch zu vermitteln“, sagt Susi.

Als Tierpflegerin auf dem Gnadenhof zu arbeiten und zu leben – eine Berufung, wie Susi findet:

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Wenn sich das ganze Leben um Hunde dreht

Auch Nicole ist seit 2023 Tierpflegerin auf dem Gnadenhof. Vorher arbeitete sie zwanzig Jahre im Tierheim Dachau und kümmerte sich vorrangig um Hunde.

„Mir hat es hier eigentlich auf Anhieb gut gefallen“, sagt sie.
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Tierpflegerin Nicole liebt Hunde über alles. Zuhause hat sie zwei Hunde und auf dem Gnadenhof betreut sie fünfzehn der Vierbeiner. Fazit: „Das ganze Leben dreht sich um Hunde“, stellt Nicole fest.

Am liebsten gehe sie mit den Vierbeinern nach draußen und freue sich, „ihnen einfach was Gutes tun“ zu können.

„Ich war immer schon mit Hunden zusammen. Und das tut halt einfach gut, wenn man den Tieren das Leben ein bisschen verschönern kann“, erklärt Nicole.

Sie selbst hat auch zwei Hunde, einen davon aus dem Tierheim.

Im Unterschied zum Tierheim hätten die Pfleger und Pflegerinnen auf den Gnadenhof mehr Zeit für die Tiere, bestätigt Nicole. Außerdem habe man viel mehr Ruhe, was auch den Tieren zugute käme.

Regelmäßig besuche sie auch Fortbildungen und Seminare zur Weiterbildung. Beispielsweise lerne sie dort, wie man mit aggressiven Hunden umgeht. Mit Erfolg: „Aber es ist dann auch schön, wenn man dann mitkriegt, wie zutraulich sie dann eigentlich werden“, sagt Nicole.

Viele Hunde, die hier leben, sind schlecht sozialisiert. Daher kommen zweimal in der Woche Hundetrainerinnen und Hundetrainer an den Hof. „Dann bekommen teilweise die Hunde einen Maulkorb auf und dann machen wir auch Zusammenführungen“, sagt Nicole und fügt hinzu: „Eigentlich wäre eine Gruppenhaltung schön. Das ist aber schwierig. Das wäre die Idealvorstellung.“

Sie rät Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Hund zu adoptieren, folgende Fragen zu beantworten:

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Wie viel kostet ein Haustier?

Wer ein Haustier vom Züchter erwirbt, muss durchaus mehrere Tausend Euro dafür bezahlen. Der genaue Preis ist von der Rasse abhängig.

Wer sich dafür entscheidet, ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen, muss nur eine Schutzgebühr zahlen. Zum einen können so bereits angefallene Kosten für Tierarzt, Impfungen oder eine Kastraktion teilweise gedeckt werden. Zum anderen ist die Gebühr als eine kleine Hürde gedacht, die eine leichtfertige Anschaffung verhindern soll.

Bei Hunden ist diese Hürde bis zu 400 Euro hoch, bei Katzen oder Kleintieren nur bis zu 100 Euro. Nähere Informationen gibt es hier.

Die Kosten, um sich ein Tier anzuschaffen, sind auf den ersten Blick gering. Ein zweiter Blick auf Kosten, die im Lauf des Lebens der Vierbeiner entstehen, lohnt sich also. Man denke an Premiumfutter, Spielzeuge, überdimensionale Kratzbäume, Hundeduschen, Halsbänder mit Strasssteinchen, und alles was das Tier – und dessen Halters – Herz begehrt.



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Warum Schildkröten auf Platz eins landen, ist klar: sie leben extrem lange. Diese Reptilien können sogar über 100 Jahre alt werden.

Bei Hunden und Katzen erklären sich die Kosten vor allem durch regelmäßige Tierarztbesuche und das Futter. Dafür begleiten sie die Familie länger als Kleintiere.

Wer hingegen nach einem günstigen und pflegeleichten Begleiter sucht, sollte sich also eher nach einem Meerschweinchen, Wellensittich oder Hamster umsehen.

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  • Atmo: Sara Schramm & Emilia Born

Wie alt wird mein Haustier im Durchschnitt?

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Im Ranking um die Lebenserwartung der Tiere steht die Schildkröte an vorderster Stelle. Ihr folgen Katzen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren, und Hunde, die im Schnitt 13 Jahre alt werden. Kleintiere leben nur durchschnittlich sechs Jahre lang.

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  • Atmo: Sara Schramm

Das Geschäft mit Haustieren

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Läden für Tierbedarf und -nahrung erleben seit 2017 einen Aufschwung. Ob das Dosenfutter oder Hundebett online bestellt wird oder vor Ort gekauft wird, spielt dabei keine Rolle. Zuletzt machte die Branche einen Umsatz von 7 Milliarden Euro im Jahr 2023. Wenngleich es noch keine aktuellen Zahlen für 2024 gibt, ist kein Abriss der Umsätze zu erwarten und die Branche darf sich wohl weiterhin über eifrig investierende Tierliebhaberinnen und Tierliebhaber freuen.

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  • Atmo: Sara Schramm

Illegaler Tierhandel

Wenn das Tierwohl nicht an erster Stelle steht

Leider gibt es nicht nur seriöse Züchterinnen und Züchter in der Branche. Viele Tiere gelangen illegal aus Osteuropa nach Deutschland.

Besonders betroffen sind junge Hunde, die zu den gefragten Rassetieren gehören, wie zum Beispiel Malteser, Zwergspitze und Französische Bulldoggen.

Unter tierunwürdigen Bedingungen werden sie in sogenannten Welpenfabriken gezüchtet und führen ein Leben unter dem Radar. Ohne Tageslicht und von Misshandlungen geprägt, warten sie auf ihre Käufer und Käuferinnen. Die jungen Hunde werden bereits nach wenigen Wochen von ihren Müttern getrennt und in das Ausland gebracht.

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Auch Katzen kann dieses schwere Schicksal ereilen.

Hinzu kommt: Viele Tiere überleben den Transport nach Deutschland nicht oder weisen nachher schwere Verhaltenstörungen auf. Durch unzureichende Impfungen sind die Tiere zudem Infektionskrankheiten meist schonungslos ausgeliefert.

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Wie erkennt man als Käufer oder Käuferin illegalen Welpenhandel im Internet?

Gleiche Anzeige auf verschiedenen Portalen

Texte oder Kontaktdaten aus der Anzeige werden auf verschiedenen Verkaufsportalen genutzt.

Übergabeort

Die Händler oder Händlerinnen möchten die Übergabe nicht bei sich zuhause machen oder schlagen öffentliche Plätze vor.

Anders als beschrieben

Wenn der Hundewelpe jünger als online angegeben erscheint, geschwächt oder krank wirkt, ist ebenfalls Vorsicht geboten.

Keine Nachweisdokumente

Die Tiere haben keine Papiere oder Impfnachweise - oder die Dokumente wirken nicht plausibel, z.B. weil das angegebene Alter nicht dem des Tieres entspricht.

Keine Angabe zum Muttertier

Es gibt keine Informationen oder Zugang zum Muttertier. Oder das präsentierte Tier ist gar nicht die Mutter. Achten Sie dazu genau auf die Beziehung zwischen Welpe und erwachsenem Tier.

Neben diesen Vorsichtsmaßnahmen rät der Deutsche Tierschutzbund e.V., Tiere nicht online zu bestellen, sondern sich lieber für seriöse Züchterinnen und Züchter oder Tiere aus Tierheimen zu entscheiden.

Werden Tierschmuggelnetzwerke aufgedeckt, landet ein Großteil dieser Tiere in Tierheimen. Das stellt die Einrichtungen zusätzlich vor große Herausforderungen.

  • Bild: PETA
  • Atmo: Sara Schramm & Emilia Born

Was die Tierrechtsorganisation PETA zu Haustieren sagt

Im Gespräch mit einer Haustierexpertin
  • Bild: PETA

Fachreferentin für Haustiere, gelernte tiermedizinische Fachangestellte, studierte Tierpsychologin und Tierschützerin: Jana Hoger liegen Tiere nicht nur am Herzen, sie setzt sich bei PETA aktiv für das Wohl der Tiere ein.

Wir fragen, Jana Hoger antwortet:

Was halten Sie allgemein davon, Tiere als Haustiere zu halten?

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Mit einem bundesweit verpflichtenden Hundeführerschein für Hundehalter möchte PETA Spontankäufe verringern und damit auch Tierheime entlasten.

„Wir sehen gerade in Deutschland, dass sich eben viele Menschen für einen Hund entscheiden und das ganz, ganz spontan“, sagt Hoger.

Viele Menschen wüssten gar nicht, was auf sie zukommt und würden sich wenige Gedanken vor Anschaffung des Tieres machen. Dabei wäre es laut Hoger wichtig, „sich Gedanken darüber zu machen, wie lange so ein Hund“ lebt und „was der für Ansprüche hat“.

Ein Hundeführerschein ist bisher nur in manchen Bundesländern oder bei bestimmten Hunderassen Pflicht.

Hoger sieht darin viele Vorteile:

„Das heißt nicht nur, dass weniger Beißvorfälle passieren, weil Menschen einfach viel, viel besser die Kommunikation, die Sprache, vielleicht auch die Signale von einem Hund verstehen.“

Auch Spontankäufe könne man damit verringern und es könnte dazu führen, „dass sich Menschen dafür entscheiden, dann ins Tierheim zu gehen und eben einen Hund zu adoptieren und nicht zu kaufen.“, erklärt sie. Langfristig könne ein Hundeführerschein auch dazu führen, dass weniger Tiere in Tierheimen landen, meint Hoger.

Auch einen allgemeinen ‚Tierführerschein‘ hält Hoger für sinnvoll:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

In einer Online-Petition fordert PETA auch ein Heimtierschutzgesetz.

Die gesetzliche Situation für Tiere sei in Deutschland „eine ziemliche Katastrophe“, sagt Hoger, und ergänzt, „wenn wir ein Heimtierschutzgesetz hätten, dann gäbe es einfach entsprechende, klare Forderungen.“ Ein entsprechendes Gesetz sollte laut Hoger eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen beeinhalten. Außerdem wären Vorgaben zur Haltung sozialer Tiere, wie Meerschweinchen oder Kaninchen, wichtig. Solche Tiere dürften nicht mehr einzeln gehalten werden, sagt Hoger.

Jana Hoger ist noch dazu studierte Tierpsychologin und kennt die psychischen Folgen für Tiere, wenn sie ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben werden:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Weiter fragen wir Hoger: Was macht es mit Tieren, die Dauergast im Tierheim sind?

„Die Situation für viele Hunde, die natürlich auch oftmals aus schwierigen Situationen kommen oder die vielleicht auch misshandelt wurden, missbraucht wurden und dann eben im Tierheim oftmals auch für einen langen Zeitraum sitzen, ist natürlich besonders schwierig“, sagt Hoger.

Gerade für Tierheime sei es schwierig, Hunde mit einer schlimmen Vergangenheit weiterzuvermitteln, weiß Hoger. Dennoch findet sie:

„Es ist wichtig, mit den Hunden zu arbeiten. Es ist ganz, ganz wichtig, eben auch für diese Hunde ein Plätzchen zu finden. Das große Problem ist natürlich, dass es wenige von diesen Plätzen in Deutschland gibt, von Menschen, die eben auch sagen: Ich nehme auch problematischen Hunde oder vielleicht auch einen kranken Hund auf.“

Hoger hält ein Verbot von Onlinenkäufen für sinnvoll, um illegalen Tierhandel einzudämmen:

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  • Audio: Sara Schramm & Emilia Born

Zum Schluss findet es Hoger wichtig, dass „wir eine deutlich höhere Förderung von Tierheimen haben, eine bessere Unterstützung, die staatlich ist.“ Laut Hoger würden Tierheime für ihre Arbeit kaum unterstützt.

„Es gibt viele Tierheime, die wirklich nur wenige Euro bekommen, beispielsweise pro Fundtier vielleicht für 30 Tage unterstützt werden. Das darf so nicht weitergehen“, sagt sie.





  • Bild: PETA/Marc Rehbeck

Die Lösung des Problems?

– Informieren & Adoptieren statt Kaufen

Wie lässt sich verhindern, dass so viele Tiere nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden? Und wie können Tierheime wie das Münchner Tierheim entlastet werden?

Es gibt sicherlich keine einfache Lösung dafür. Dennoch zählt vor allem eines: Aufklärung. Sind sich die Menschen ihrer Verantwortung vor dem Kauf oder der Adoption bewusst, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere schon nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden. Und es lohnt sich ein Besuch im Tierheim. Denn dort sitzen oftmals auch „ganz normale” Hunde oder Katzen, die familienverträglich sind und sich über ein neues Zuhause freuen.

  • Bild: PETA