Hauptstrang
Zum AnfangEIN GESELLSCHAFTLICHES KONFLIKTTHEMA#DROHNENDEBATTEDER DEUTSCHE STREIT UM DIE DROHNE
Ausrüstung. Aufrüstung.
Es gibt viele Meinungen und Positionen zur bewaffneten Drohne.
Seit über einem Jahrzehnt streitet der Bundestag über die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr:
Ohne Ergebnis. Aber mit Folgen.
Eine multiperspektive Aufarbeitung einer gesellschaftlichen Debatte.
von Marc A. Wietfeld
Professor für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht & Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Internationales Recht, der European Society of International Law, sowie der Société québécoise de droit international (SQDI)
Professor für Internationale Politik & Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, des NATO Defence Colleges sowie der Clausewitz Gesellschaft
Stellvertretender Vorsitzender des BundeswehrVerbands & Vertreter der Bundeswehr in der SPD-Drohnenkommission
Mitglied Verteidigungsausschuss, verteidigungspolitischer Sprecher & stellvertretender Parteivorsitzender
Mitglied Verteidigungsausschuss & ehemaliger verteidigungspolitischer Sprecher der SPD
Ehemaliger Hauptfeldwebel der Gebirgsjägertruppe und Einsatzveteran
Wissenschaftlicher Mitarbeiter & akademischer Geschäftsführer des Münchner Kompetenzzentrum Ethik
Vorstand der Themenkoordinationsgruppe Wirtschaft, Rüstung und Menschenrechte
Mitglied Verteidigungsausschuss & stellvertretender Generalsekretär der CSU
VÖLKERRECHTLICHE PERSPEKTIVE
Prof. Dr. Daniel-Erasmus Khan - Universität der Bundeswehr München
Professor für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht & Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Internationales Recht, der European Society of International Law, sowie der Société québécoise de droit international (SQDI)
WISSENSCHAFTLICHE PERSPEKTIVE
Prof. Dr. Carlo Masala - Universität der Bundeswehr München
Professor für Internationale Politik & Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, des NATO Defence Colleges sowie der Clausewitz Gesellschaft
MILITÄRISCHE PERSPEKTIVE
Hauptmann Andreas Steinmetz - Deutscher BundeswehrVerband
Stellvertretender Vorsitzender des BundeswehrVerbands & Vertreter der Bundeswehr in der SPD-Drohnenkommission
LINKSPOLITISCHE PERSPEKTIVE
Tobias Pflüger, MdB - Die Linke
Mitglied Verteidigungsausschuss, verteidigungspolitischer Sprecher & stellvertretender Parteivorsitzender
SOZIALDEMOKRATISCHE PERSPEKTIVE
Dr. Fritz Felgentreu, MdB - SPD
Mitglied Verteidigungsausschuss & ehemaliger verteidigungspolitischer Sprecher der SPD
SOLDATISCHE PERSPEKTIVE
Hauptfeldwebel Joel Burghardt - Bundeswehr
Ehemaliger Hauptfeldwebel der Gebirgsjägertruppe und Einsatzveteran
ETHISCHE PERSPEKTIVE
Dr. Korbinian Rüger - LMU München
Wissenschaftlicher Mitarbeiter & akademischer Geschäftsführer des Münchner Kompetenzzentrum Ethik
MENSCHENRECHTLICHE PERSPEKTIVE
Dr. Mathias John - Amnesty International
Vorstand der Themenkoordinationsgruppe Wirtschaft, Rüstung und Menschenrechte
KONSERVATIV-POLITISCHE PERSPEKTIVE
Florian Hahn, MdB - CSU
Mitglied Verteidigungsausschuss & stellvertretender Generalsekretär der CSU
DIE DROHNE HERON TP
GEMEINSAMKEITEN, STREITPUNKTE & FRAGEN
Die bewaffnete Drohne ist nicht autonom. Kann aber autonom werden.
Die bewaffnete Drohne kann die Hemmschwelle zum Töten senken. Je nachdem von wem sie gelenkt wird.
In dieser Debatte gibt es einen größeren Konsens, als den Streitenden bewusst ist und trotzdem gibt es hinsichtlich einiger weniger Aspekte bisher noch mehr Fragen als Antworten.
WEGE ZUR EINIGKEITLÖSUNGSMÖGLICKEITEN
Eine Entscheidung.
Der Streit um die Drohne ist kein ethischer, moralischer, militärischer oder völkerrechtlicher mehr. Er ist ein politischer und kann somit auch nur durch die Politik beendet werden.
Der Streit, mit all seinen Folgen, kann dadurch beendet werden, dass politische Verantwortung übernommen und eine Entscheidung gefällt wird.
Entweder für die bewaffnete Drohne oder gegen sie.
Im besten Fall aber für ihre genaue und verantwortungsbewusste Verwendung und Steuerung:
Nämlich in einem transparenten, verbindlichen und engen völkerrechtlichen, ethischen und menschenrechtlichen Rahmen und ausschließlich durch Menschenhand.
Aus den neun Interviews der gesellschaftlichen Debattenführer ergeben sich zusätzliche Lösungsvorschläge, die für jeweils mehr als die Hälfte der Interviewten in Frage kommt:
Bewaffnete Drohne und deren Einsatzszenarien explizit in den Mandatstexten festschreiben: Bisher wird im Mandatstext zwar festgelegt, ob es Luftunterstützung in den jeweiligen Einsätzen geben darf oder nicht, die Wahl des dazu geeigneten und verfügbaren Waffensystems unterliegt jedoch dann weitestgehend der Bundeswehr selbst. Zwar würde eine detaillierte Waffenwahl im Mandat durch die Politik einen Eingriff in die militärische operativ-strategische Ebene bedeuten, könnte aber als Kompromisslösung für alle Seiten im Falle der bewaffneten Drohne ein gangbarer Weg sein.
Verbindliche Vereinbarung von Einsatzszenarien und Rules of Engagement: Dies ist zwar bereits geschehen, könnte aber detaillierter und öffentlicher stattfinden. Die erlaubten Einsatzszenarien einer deutschen bewaffneten Drohne müssten bei dieser Lösungskomponente verbindlich zwischen Politik und Bundeswehr festgelegt und transparent sowie kontrollierbar sein. Das kann den befürchteten Missbrauch des Waffensystems verhindern.
Durchgängige sensibilisierende Ausbildung der deutschen Drohnenpiloten und Waffenführer: Das Waffensystem der bewaffneten Drohne stellt an die Drohnenpiloten der Bundeswehr besonders hohe ethische, moralische, charakterliche, sowie menschen- und völkerrechtliche Anforderungen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden und das befürchtete "Abstumpfen" und Sinken der Hemmschwelle zu verhindern, könnte eine gesonderte Ausbildung, beispielsweise durch das Zentrum Innere Führung der Bundeswehr oder die Militärseelsorge der Bundeswehr, eine Lösung sein.
Verbindliche Erklärung der Abstimmungsnotwendigkeit zur Einführung zukünftiger autonomer Elemente der bewaffneten Drohnen:
Eine verbindliche Erklärung von Politik, Bundeswehr und der involvierten Rüstungsindustrie, die bewaffnete Drohne nicht eigenmächtig zu einem autonomen Waffensystem weiterzuentwickeln, könnte ein wichtiger Schritt zu einer Lösung sein. Allen Beteiligten muss klar sein, dass die Weiterentwicklung dieser Waffe einem Parlamentsvorbehalt unterliegt.
PROJEKTINFORMATIONEN
Prof. Dr. Sonja Kretzschmar, dar.
Universität der Bundeswehr München,
Fakultät für Betriebswirtschaft,
Institut für Journalistik,
im Studiengang Mangement & Medien (HAW),
Jahrgang 2017
Ich bedanke mich für die Förderung durch die Hanns-Seidel-Stiftung. Außerdem danke ich dem Medienzentrum der Universität der Bundeswehr München, sowie dem Institut für Journalistik und dessen Mitarbeitern.
VÖLKERRECHTLICHE PERSPEKTIVE
VÖLKERRECHTLICHE PERSPEKTIVE Prof. Dr. Daniel-Erasmus Khan
WISSENSCHAFTLICHE PERSPEKTIVE
SICHERHEITSPOLITISCH-WISSENSCHAFTLICHE PERSPEKTIVEProf. Dr. Carlo Masla
Ist sowas möglich bei einer Parlamentsarmee wie der Bundeswehr?
MENSCHENRECHTLICHE PERSPEKTIVE
MENSCHENRECHTLICHE PERSPEKTIVEDr. Mathias John
ETHISCHE PERSPEKTIVE
ETHISCHE PERSPEKTIVEDr. Korbinian Rüger
MILITÄRISCHE PERSPEKTIVE
MILITÄRISCHE PERSPEKTIVEHauptmann Steinmetz
Wie kann die Bundeswehr diese Teile der Gesellschaft und des Bundestags überzeugen, dass sie verantwortungsbewusst mit diesem Waffensystem umgehen würde?
LINKSPOLITISCHE PERSPEKTIVE
LINKSPOLITISCHE PERSPEKTIVETobias Pflüger, MdB
SOLDATISCHE PERSPEKTIVE
SOLDATISCHE PERSPEKTIVEJoel Burghardt
SCHUTZDROHNEN - EIN UNEHRLICHES NARRATIV?
SCHUTZDROHNEN - EIN UNEHRLICHES NARRATIV?
Linke, Grüne und SPD werfen der Union vor, mit dem Bild und Begriff der "Schutzdrohne", die ausschließlich zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr eingesetzt werden solle, ein unehrliches Narrativ geschaffen zu haben.
Eigene Truppen schützen bedeutet in einigen Szenarien feindliche Truppen angreifen. Das Militär kennt keine Einteilung in Angriffswaffen und Defensivwaffen.
Schützen Drohnen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr "vorwiegend" oder "auch"?
Scrollen Sie sich durch die Meinungen.
Deutscher BundeswehrVerbandHauptmann Steinmetz
CSUFlorian Hahn
Gibts es nicht tatsächlich einen sehr breiten Einsatzkorridor für bewaffnete Drohnen, von dem der Schutz für eigene Kräfte nur einen kleinen Ausschnitt darstellt?
Die LinkeTobias Pflüger
Universität der Bundeswehr MünchenDaniel Erasmus-Khan
KONSERVATIVE PERSPEKTIVE
PERSPEKTIVE DER UNIONFlorian Hahn MdB
SOZIALDEMOKRATISCHE PERSPEKTIVE
SOZIALDEMOKRATISCHE PERSPEKTIVEDr. Fritz Felgentreu MdBHinweis: Das Interview mit dem Abgeordneten Felgentreu enthält ausschließlich die Audiokomponente. Bildrechte: © Helge Mundt
Wie sehen Sie das?
ÜBERGEORDNETES ZIEL: FRIEDEN UND SCHUTZ
ÜBERGEORDNETES GEMEINSAMES ZIEL: FRIEDEN UND SCHUTZ
Sie wünschen sich Frieden und Schutz für Soldatinnen und Soldaten, Deutschland und seiner Verbündeten, sowie für die Bevölkerung in Kriegs -und Krisengebieten.
Keiner spricht dem anderen ab, ein sinnvolles und wertvolles Ziel zu verfolgen.
Streit gibt es nur über den Weg zur Zielerreichung.
Der Streit um die Bewaffnung deutscher Drohnen greift tief bis in das Weltbild und die Werte und Normen der gesellschaftlichen Debattenführer.
Wer an Frieden durch Stärke und Abschreckung glaubt, der sieht in der Bewaffnung ein Mittel zu Schutz und Frieden in der Welt.
Wer von Frieden im pazifistischen Sinne überzeugt ist, wird in der bewaffneten Drohne immer einen zusätzlichen Weg zu Kriegsführung und Zerstörung befürchten.
Deutscher BunderswehrVerbandHauptmann Steinmetz
Die LinkeTobias Pflüger
CSUFlorian Hahn
LMU MünchenKorbinian Rüger
Amnesty InternationalMathias John
HERON TP
DIE DROHNE HERON TP
Das allwetterfähige Fluggerät wird vorrangig zur Aufklärung eingesetzt. Die Übertragung der gewonnenen Bilddaten erfolgt in Echtzeit. Das System kann jedoch auch mit Luft-Boden-Raketen ausgerüstet werden. Die Drohne wird über eine Satellitenverbindung gesteuert und vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries produziert.
Seit 2010 setzt die Bundeswehr die Heron 1, den Vorgänger der Heron TP, erfolgreich zur Aufklärung und Überwachung in Afghanistan ein. Seit 2016 wird die Heron 1 auch in Mali eingesetzt.
Die Heron TP hat im Vergleich zum Vorgänger Heron 1 deutliche Vorteile bei Geschwindigkeit, Reichweite, Sensorleistung, Allwetterfähigkeit und Bewaffnungsfähigkeit. Diese kann optional mit skalierbarer und abstandsfähiger Präzisionsmunition realisiert werden.
Die im Vergleich zur Heron 1 deutlich bessere Flugleistung der Heron TP ermöglicht eine schnellere Verlagerung des Einsatzschwerpunkts. Darüber hinaus ist die effektiv nutzbare Zeit im Einsatzraum länger.
Das Heron TP System ist eine derzeit marktverfügbare Übergangslösung und soll, wie die derzeit bei der Bundeswehr im Dienst befindlichen Vorgängerdrohnen, durch die Bundeswehr über einen Dienstleistungsvertrag mit der Firma Airbus DS Airborne Solutions GmbH aus Israel geleast werden.
Langfristig ist nach gegenwärtiger Planung ein Leasing der Systeme bis 2025 vorgesehen, bis durch die Einführung der Eurodrohne die Fähigkeitslücke geschlossen wird.
Die Ausbildung der deutschen Drohnenpiloten findet in Israel statt. In Deutschland findet zusätzlich eine simulatorgestüzte Ausbildung statt.
TECHNISCHE DATEN HERON TP:
Länge: 14 Meter
Spannweite: 26 Meter
Antrieb: Turboprop-Triebwerk mit 1200 PS
Nutzlast: max. 1 Tonne
Maximales Abfluggewicht: 4,65 Tonnen
Flugzeit: max. 36 Stunden
Flughöhe: max. 13700 Meter
LINKS
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN & QUELLEN
Bericht des Bundesministerium der Verteidigung an den Deutschen Bundestag zur Drohnendebatte
Bundestagsdebatte & Abstimmung am 17. Dezember 2020 zur Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr
Studie der Rosa Luxemburg Stiftung zur Entwicklung der Beschaffung von Aufklärungs- und bewaffnungsfähigen Drohnen durch die Bundeswehr
Überblick und Einschätzung bewaffneter Drohnen für Deutschland durch das German Institute for Defence and Strategic Studies
Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik über den Drohnen-Krieg um Berg-Karabach und den Implikationen für Streitkräftestruktur und Fähigkeiten der Bundeswehr
Öffentliche Anhörung des Verteidigungsausschusses zur Völkerrechtlichen, verfassungsrechtlichen und ethischen Bewertung einer möglichen Bewaffnung ferngeführter, unbemannter Luftfahrzeuge der Bundeswehr
Schilderung der bisherigen Ereignisse der Drohnendebatte durch das Bundesministerium der Verteidigung
Antrag der Linken: Keine Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen
Antrag der Grünen: Keine Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD - 19. Legislaturperiode
Arbeitspapier der Stiftung Wissenschaft und Politik: Heron TP – und dann? Implikationen einer Bewaffnung deutscher Drohne
Homepage des Herstellers der Heron TP Drohne
Debattenlexikon
DEBATTENLEXIKON
Eine Auflistung der wichtigsten Abkürzungen und Begriffe, die man in dieser Debatte wiederholt hört und liest:
UAV: Unmanned Aerial Vehicle - ein unbemanntes Luftfahrzeug, das autark durch einen Computer oder vom Boden über eine Fernsteuerung betrieben und navigiert werden kann.
UAS: Unmanned Aircraft System - ein unbemanntes Luftfahrzeug. Dieser Begriff bezieht neben dem Fluggerät (UAV) aber alle Teile des Gesamt-Systems (z. B. Steuerelemente, Bodenstationen etc.) mit ein.
MALE: Medium Altitude - Long Endurance - Klassifizierung von UAVs. Medium Altitude (dt.: mittlere Höhe) bezieht sich dabei auf die Einsatzhöhe zwischen 5.000 und 15.000m. Long Endurance (dt.: lange Ausdauer) beschreibt Missionszeiten über 24 Stunden.
HALE: High Altitude - Long Endurance - Klassifizierung von UAVs. High Altitude (dt.: große Höhe) bezieht sich dabei auf die Einsatzhöhe über 15.000m. Long Endurance (dt.: lange Ausdauer) beschreibt Missionszeiten über 24 Stunden.
RPAS: Remotely Piloted Aircraft Systems - Ferngesteuerte Luftfahrtsysteme. UAV´s, die nicht autonom operieren, sondern von einer Bodenstation aus überwacht und gesteuert werden.
Loitering Weapon / Munition: Waffensysteme, die zunächst ohne bestimmtes Ziel gestartet werden und anschließend längere Zeit über dem Zielgebiet bis zu ihrer Auslösung kreisen.
Human IN the Loop: Szenarien, bei denen immer ein Mensch entscheidet, ob und wie eine Maschine tatsächlich handeln soll.
Human ON the Loop: Szenarien, bei denen eine Maschine selbständig, jedoch durch einen Menschen überwacht, die Umwelt erfasst und beobachtet und aufgrund der erfassten bzw. beobachteten Situation dann entscheidet zu handeln und die Handlung eigenständig durchführt, sofern die überwachende Person nicht gegenteilig eingreift.
Human OUT of the Loop / Autonom: Szenarien, bei denen eine Maschine völlig selbständig die Umwelt erfasst und beobachtet, aufgrund der beobachteten Situation entscheidet zu handeln und handelt. Im Unterschied zum „on-the-loop“-Szenario ist es hier einem Menschen aber nicht mehr möglich, die Handlungen der Maschine aufzuhalten.
LAWS: Letale Autonome Waffensysteme
Targeted Killing: Gezielte Tötungen - von einem Staat oder einer Organisation durchgeführte Tötung einer Person, die als ungesetzlicher Kombattant oder allgemeine Bedrohung für die Sicherheit der eigenen Bevölkerung angesehen wird.
CAS: Close Air Support - bezeichnet im Militärwesen Einsatz von Luftfahrzeugen zur direkten Unterstützung eigener Kräfte am Boden.
RoE: Rules of Engagement - Einsatzbezogene Regeln für Streitkräfte zur Anwendung von militärischer Gewalt im Rahmen weltweiter nationaler und multinationaler Militäroperationen.
Konflikthintergründe
Eine jahrzehntelange DebatteKONFLIKTENTSTEHUNG- & HISTORIE11 Jahre Uneinigkeit
Seit 2013 wird im Bundestag öffentlich darüber debattiert. Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière sprach sich in einer Rede für die Beschaffung aus und setzte die schon damals umstrittene bewaffnete Drohne qualitativ mit gängigen Waffensystemen, wie z.B. U-Booten, gleich.
In den Koalitionsverträgen der letzten beiden Legislaturperioden von 2013 und 2018 wurde vereinbart, nach der sorgfältigen Prüfung aller damit im Zusammenhang stehenden völker- und verfassungsrechtlichen, sicherheitspolitischen und ethischen Fragen und einer breiten gesellschaftliche Debatte über die Bewaffnung der Drohnen zu entscheiden.
2018 hat der Bundestag der Beschaffung der bewaffnungsfähigen Drohne Heron TP zugestimmt. Verteidigungs- und Haushaltsausschuss des Parlaments haben das Vorhaben abschließend gebilligt.
Ein außergewöhnlicher Beschaffungsvorgang, denn die Waffenausbildung der Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten und der Kauf der Munition, der die bewaffnete Drohne erst zu einer solchen machen würde, sollte zu einem späteren Zeitpunkt nach einer gesonderten Entscheidung durch den Bundestag stattfinden.
Währenddessen in Deutschland über die völkerrechtlichen, ethischen und moralischen Aspekte dieses Waffensystems debattiert wird, missbrauchen die US-Streitkräfte und Geheimdienste bewaffnete Drohnen für gezielte völkerrechtswidrige Tötungen, teils mit hohem Schaden an der Zivilbevölkerung.
Die Sorge und Skepsis in Teilen des Bundestags und der deutschen Gesellschaft gegenüber Drohnen wächst dadurch.
2020 wird die Debatte endgültig zum Streit als die SPD die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die derzeitige Legislaturperiode überraschend ablehnte und damit eine Koaltionskrise, sowie den Rücktritt des verteidigungspolitischen Sprechers der SPD auslöste.
Die politisch-gesellschaftliche Konfliktthematik um die bewaffnete Drohne erreichte mit der Ablehnung der Vorlage zur Beschaffung der Drohnen durch die SPD und den Anträgen von Linken und Grünen zur Ablehnung der Beschaffung ihren bisherigen Höhepunkt.
Aus einem Beschaffungsvorgang ist eine emotional geführte Grundsatzdebatte mit verhärteten Fronten geworden.
Mit fortschreitender Konfliktspirale wird zunehmend in schwarz-weiß und gut-böse Mustern gedacht: "Pro-Drohne, wer für die Bundeswehr und den Schutz der Soldatinnen und Soldaten ist, Anti-Drohne wer gegen unsere Soldatinnen und Soldaten ist" einerseits.
Andererseits das Bild eines Joystickkiller-Bundeswehrsoldaten, der durch die bewaffnete Drohne abgestumpft völkerrechtswidrige Kampfeinsätze am Bildschirm führt.
Beides hat mit der Realität wenig zu tun.
Der Streit ist mittlerweile Teil des Bundestagswahlkampfs geworden und spielt für die Koaltionsbildung der nächsten Bundesregierung eine Rolle.
Bei diesem Streit geht es schon lange um mehr als die Beschaffung der fünf Heron TP Drohnen für die Bundeswehr.
Fest steht jedoch: Niemand hat die Absicht das Wohl von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten leichtsinnig zu riskieren. Und niemand hat die Absicht Bundeswehrdrohnen völkerrechtswidrig einzusetzen.
Alle Beteiligten wollen das selbe:
Die richtige Entscheidung treffen.
AUTONOMIE
DIE ANGST VOR DER AUTONOMIE
Alle sind sich einig, dass autonome tödliche Waffensysteme international geächtet werden sollen.
Einige Teile der Gesellschaft wollen diesem Konsens nicht glauben. Was heute gilt, könne sich morgen ändern.
Gleichzeitig muss man sich fragen, ob es der richtige Weg ist, wenn demokratische Staaten den Anschluss an die Nationen verlieren, die nicht nur Drohnen längst bewaffnet haben, sondern mit Hochdruck an autonomen Waffensystemen arbeiten.
Wohin würde ein einseitiger deutscher Verzicht führen?
Ist die bewaffnete Drohne der erste Schritt zur autonomen Kriegsführung?
Scrollen Sie sich durch die Meinungen.
CSUFlorian Hahn
Deutscher BundeswehrVerbandHauptmann Steinmetz
Die LinkeTobias Pflüger
Universität der Bundeswehr MünchenDaniel-Erasmus Khan
LMU MünchenKorbinian Rüger
Universität der Bundeswehr MünchenCarlo Masala
Breite Debatte
EINE BREITE GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE
Hier gehen die Meinungen auseinander.
Für einige ist alles von allen gesagt. Für andere ist lange nicht alles geklärt.
Es kam noch nicht jeder zu Wort. Aber will und kann in dieser Thematik überhaupt jeder mitreden?
Scrollen Sie sich durch die Meinungen.
SPDFritz Felgentreu
Deutscher BundeswehrVerbandHauptmann Steinmetz
CSUFlorian Hahn
LMU MünchenKorbinian Rüger
Die LinkeTobias Pflüger
Amnesty InternationalMathias John
KONFLIKTGEGENSTAND: GEHT ES WIRKLICH UM DIE DROHNEN?
KONFLIKTGEGENSTAND: GEHT ES WIRKLICH UM DIE DROHNEN?
Jeder Interviewpartner in diesem Projekt ist der Meinung, dass es mittlerweile um viel mehr als ein Waffensystem geht.
Es ist gut, dass über Dinge gesprochen wird, über die in Deutschland noch Unklarheit oder Uneinigkeit herrscht. Beispielsweise die Erkenntnis, das deutsche Soldaten im Einsatz kämpfen und töten müssen.
Es ist schlecht, diese Debatte oder Wahlkampfmanöver stellvertretend auf dem Rücken eines Waffensystems zu führen.
Es geht bei diesem Streit um weitaus mehr als bewaffnete Drohnen.
Scrollen Sie sich durch die Meinungen.
Deutscher BundeswehrVerbandHauptmann Steinmetz
LMU MünchenKorbinian Rüger
Universität der Bundeswehr MünchenCarlo Masla
CSUFlorian Hahn
Amnesty InternationalMathias John
JOYSTICKKILLER: SINKT DIE HEMMSCHWELLE ZUM TÖTEN DURCH DISTANZ?
JOYSTICKKILLERSINKT DIE HEMMSCHWELLE ZUM TÖTEN DURCH DISTANZ?
Junge Drohnenpiloten, die weit entfernt vom Kampfgeschehen, ohne Risiko für das eigene Leben, am Bildschirm Kriege führen.
Senkt Distanz die Hemmschwelle von Bundeswehrsoldaten zum Einsatz tödlicher Waffengewalt?
Fällt Töten leichter, wenn man selbst sicher ist?
Scrollen Sie sich durch die Meinungen.
BundeswehrJoel Burghardt
LMU München Korbinian Rüger
Deutscher BundeswehrVerbandHauptmann Steinmetz
CSUFlorian Hahn
Universität der Bundeswehr MünchenCarlo Masala
Universität der Bundeswehr MünchenDaniel-Erasmus Khan
Die LinkeTobias Pflüger
SPDFritz Felgentreu
Amnesty InternationalMathias John
Drohne Mitte
DIE DROHNE HERON TP
Das allwetterfähige Fluggerät wird vorrangig zur Aufklärung eingesetzt. Die Übertragung der gewonnenen Bilddaten erfolgt in Echtzeit. Das System kann jedoch auch mit Luft-Boden-Raketen ausgerüstet werden. Die Drohne wird über eine Satellitenverbindung gesteuert und vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries produziert.
Seit 2010 setzt die Bundeswehr die Heron 1, den Vorgänger der Heron TP, erfolgreich zur Aufklärung und Überwachung in Afghanistan ein. Seit 2016 wird die Heron 1 auch in Mali eingesetzt.
Die Heron TP hat im Vergleich zum Vorgänger Heron 1 deutliche Vorteile bei Geschwindigkeit, Reichweite, Sensorleistung, Allwetterfähigkeit und Bewaffnungsfähigkeit. Diese kann optional mit skalierbarer und abstandsfähiger Präzisionsmunition realisiert werden.
Die im Vergleich zur Heron 1 deutlich bessere Flugleistung der Heron TP ermöglicht eine schnellere Verlagerung des Einsatzschwerpunkts. Darüber hinaus ist die effektiv nutzbare Zeit im Einsatzraum länger.
Das Heron TP System ist eine derzeit marktverfügbare Übergangslösung und soll, wie die derzeit bei der Bundeswehr im Dienst befindlichen Vorgängerdrohnen, durch die Bundeswehr über einen Dienstleistungsvertrag mit der Firma Airbus DS Airborne Solutions GmbH aus Israel geleast werden.
Langfristig ist nach gegenwärtiger Planung ein Leasing der Systeme bis 2025 vorgesehen, bis durch die Einführung der Eurodrohne die Fähigkeitslücke geschlossen wird.
Die Ausbildung der deutschen Drohnenpiloten findet in Israel statt. In Deutschland findet zusätzlich eine simulatorgestüzte Ausbildung statt.
TECHNISCHE DATEN HERON TP:
Länge: 14 Meter
Spannweite: 26 Meter
Antrieb: Turboprop-Triebwerk mit 1200 PS
Nutzlast: max. 1 Tonne
Maximales Abfluggewicht: 4,65 Tonnen
Flugzeit: max. 36 Stunden
Flughöhe: max. 13700 Meter