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Zwischen Bambus und Geist

Die Kunst des Kendo

Eine Multimedia Story von Dominik Böcking und Conrad Solms-Laubach

















Schon aus der Ferne hallen Schreie durch die Schulturnhalle in München. Das Klacken von Bambusschwertern, durchbrochen von Rufen. Die Kämpfer fliegen förmlich über die Matte, ihre Bewegungen präzise – wie die der Samurai. Der Raum ist erfüllt von Schweiß, Holz und dem lauten ‚Men!‘ – dem Moment des Aufpralls.



Der Weg des Schwertes ist der Weg des Lebens.

Yamada Jirokichi



Kendo – mehr als nur ein Sport. Es geht um Tradition, Körperbeherrschung und den entscheidenden Schlag. Doch was genau steckt hinter dieser Schwertkunst – und was bedeutet sie für die Kendoka?

















Was ist Kendo?



Kendo ist eine moderne japanische Kampfsportart mit tiefen historischen Wurzeln. Sie entwickelte sich aus den traditionellen Schwertkampftechniken der Samurai und wird heute sowohl als Sport als auch als Form geistiger Schulung praktiziert. Das Wort „Kendo“ bedeutet wörtlich „Weg des Schwertes“. Besonders der Begriff „Dō“ – der Weg – steht für mehr als Technik: Er beschreibt einen Lebensweg, auf dem körperliche, geistige und charakterliche Entwicklung im Mittelpunkt stehen.



Unter Kendo versteht man einen Weg der Menschenbildung, bei dem man sich entsprechend der Gesetzmäßigkeiten des Ken übt.

Alljapanischer Kendoverband



Das zeigt: Kendo ist weit mehr als reiner Kampfsport. Es vermittelt eine Philosophie, in der durch diszipliniertes Training Werte wie Respekt, Höflichkeit, Durchhaltevermögen und Selbstbeherrschung gestärkt werden.



Kendoka beim Aufwärmen



Im Training und Wettkampf verwenden Kendoka ein Shinai – ein Bambusschwert – und tragen eine spezielle Schutzausrüstung, das Bogu. Ziel eines Kampfes ist es, mit präzisen und kraftvollen Schlägen definierte Trefferzonen des Gegners zu treffen: Kopf (Men), Handgelenk (Kote), Rumpf (Dō) oder Kehle (Tsuki). Ein gültiger Treffer muss dabei nicht nur technisch korrekt, sondern auch mit der richtigen Körperhaltung, Energie und einem lauten Kampfschrei (Kiai) ausgeführt werden.



Ein Kendoka im Kampf.



Kendo ist mehr als nur ein Wettkampfsport. Es fördert Selbstdisziplin, mentale Stärke und gegenseitigen Respekt. Für viele Menschen ist Kendo deshalb nicht nur eine körperliche Betätigung, sondern ein Lebensweg – einer, der weit über das Training in der Halle hinausreicht.





  • Bild: KI generiertes Bild, DALL-E









Die Ausrüstung der Kendoka



Die Kendo-Ausrüstung ist wichtig für den Sport, da sie Schutz bietet und zugleich die Tradition der Kampfkunst bewahrt. Herzstück ist die Bogu, die aus vier Hauptteilen besteht: Der Men (Helm) schützt Kopf, Gesicht und Schultern mit einem Metallgitter und gepolsterten Seitenflügeln. Der Do (Brustpanzer) bewahrt den Oberkörper vor Treffern, während die Kote (Handschuhe) die Hände und Unterarme abdecken. Der Tare (Hüftschutz) ergänzt den Schutz im unteren Bereich.

Gekämpft wird mit dem Shinai, einem Bambusschwert, das so konstruiert ist, dass es Schläge abfedert und Verletzungen minimiert. Unter der Rüstung tragen Kendoka eine traditionelle Kleidung: den Keiko-Gi (Trainingsjacke) und die Hakama (weite Faltenhose).



  • Bild: KI generiertes Bild, DALL-E









Die Regeln im Kendo





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Julia Jonentz ist Mitglied des deutschen Kendo-Kaders und erklärt die Regeln des Sports.





Die Trefferzonen im Kendo



Im Kendo gibt es vier gültige Trefferzonen. Um Punkte zu erzielen, müssen diese mit präziser Technik, dem richtigen Timing und einem kräftigen Kiai (Kampfschrei) getroffen werden.





Kote (小手) – Handschutz: Ein Schlag auf das Handgelenk (Kote) wird gewertet, wenn er schnell, präzise und sauber geführt ist.

Men (面) – Kopftreffer: Ein klarer Schlag auf den Helm (Men), kraftvoll ausgeführt mit korrekter Schwertführung, zählt als Punkt.

Dō (胴) – Brustschutz: Ein Treffer auf den Brustpanzer (Dō) zählt, wenn die Klinge korrekt ausgerichtet ist und der Schlag in Verbindung mit einem Ausweichmanöver erfolgt.

Tsuki (突き) – Stich zum Hals: Ein Tsuki-Stoß zum Hals (Tsukidare) ist nur für fortgeschrittene Kendoka erlaubt. Er muss direkt, kontrolliert und stabil ausgeführt werden.









Punktevergabe



Ein Treffer im Kendo ist nur dann gültig, wenn er nach den offiziellen Kriterien für einen Ippon (vollen Punkt) erfolgt. Dabei müssen drei zentrale Faktoren erfüllt sein:

1. Korrekte Technik (Yuko Datotsu)

Der Schlag muss mit der richtigen Trefferfläche des Shinai (Schneideseite) auf eine gültige Trefferzone (Men, Kote, Dō, Tsuki) ausgeführt werden.

2. Kampfschrei (Kiai) & geistige Entschlossenheit (Ki Ken Tai Ichi)

Der Kämpfer muss den Treffer mit Kiai (Kampfschrei) begleiten, um seine Entschlossenheit zu zeigen. Die Körperbewegung, Schwertführung und Geisteshaltung müssen in perfekter Harmonie sein.

3. Nachdruck (Zanshin)

Nach dem Treffer muss der Kämpfer in Kampfbereitschaft bleiben und seine Kontrolle über den Kampf zeigen – ein Treffer allein reicht nicht!























Kendo in Deutschland





Kendo blickt auf eine lange und tief verwurzelte Tradition in Japan zurück. Doch auch in Deutschland begeistert diese Kampfkunst immer mehr Menschen. Was in den 1960er-Jahren als kleine Sektion innerhalb eines Judo-Vereins begann, hat sich zu einer lebendigen und stetig wachsenden Gemeinschaft entwickelt. Dank des Einflusses japanischer Meister, regelmäßiger Wettkämpfe und enger internationaler Verbindungen hat sich Kendo hierzulande fest etabliert.











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Die Anfänge - 1965





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Institutionalisierung – 1970





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Internationale Verbindungen – 1978

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Gründung des Deutschen Kendobundes – 1993





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Kendo als Wettkampfsport – 2000er Jahre





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Kendo heute – Zwischen Tradition und Moderne

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Kendo Training in München



Kendo wird in Deutschland mittlerweile in fast jeder größeren Stadt gelehrt. So auch in München. Drei mal die Woche kommt der Kendo München e. V. zusammen und trainiert. Das Training ist immer ähnlich - erst das Aufwärmen, dann die Technikübungen, und zum Schluss, das Highlight: der Trainingskampf.



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Münchner Kendoka gefragt:

Wie seid Ihr zum Kendo gekommen?



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Was bedeutet Kendo für Euch persönlich?

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Kendo ist in Deutschland nach wie vor eine Nischensportart. Die Anzahl der Vereine und aktiven Kendoka ist im Vergleich zu anderen Kampfsportarten überschaubar, und die Strukturen sind oft eng mit dem Judo-Bund oder internationalen Verbänden verknüpft. Trotzdem wächst die Szene langsam, getragen von engagierten Trainern, regelmäßigen Wettkämpfen und einer starken Verbindung nach Japan.



Wer den Sport einmal ausprobiert, merkt schnell, dass es hier nicht nur um den Kampf geht – sondern um Respekt, Disziplin und eine jahrhundertealte Tradition. Ob Kendo in Deutschland in den nächsten Jahren größer wird, bleibt abzuwarten. Für diejenigen, die sich darauf einlassen, ist es aber jetzt schon mehr als nur ein Sport.





Zwei Kendoka wärmen sich zusammen auf.

Drei Mal kommen die Kendoka jede Woche in München zusammen.

Hier können die Kendoka ihren Alltag vergessen und ihre Zeit mit Menschen verbringen, die ihre große Interesse an Kendo teilen.

Beim Kendo geht es um die gesamtheitliche Fitness des Körpers - da darf auc hdie Beweglichkeit nicht zu kurz kommen. Vor jedem Training wird sich ausgiebig gedehnt.

Auch dynamische Aufwärmmuster kommen zum Einsatz.

Julia Jonentz trainiert schon seit einigen Jahren in München.

Die Kendoka verbeugen sich vor und nach dem Training voreinander.

Ein Kendoka räumt nach dem Training seine Ausrüstung zusammen.

Beim Training sieht es von außen manchmal unübersichtlich aus, aber doch herrscht eine gewisse innere Ordnung und ruhige Atmosphäre.

Die Kendoka trainieren aneinander die verschiedenen Techniken.

Kendoka bei der gemeinsamen Meditation am Ende des Trainings.

Der Kreis schließt sich: so wie am Anfang verbeugen sich die Kendoka auch am Ende des Trainings.

Die abgelegte Ausrüstung eines Kendoka.